Intuitive Ernährung: Bauchgefühl statt Diätvorschriften

Low Carb oder Low Fat? Intervallfasten oder regelmäßige kleine Mahlzeiten? Die Ansichten darüber, wie gesunde Ernährung aussieht, wandeln sich ständig. Was gestern als der Weisheit letzter Schluss galt, ist heute oft schon wieder überholt. Wer soll sich da noch auskennen? 

Mir waren strenge Diätvorschriften schon immer ein Gräuel. Ich esse, was, wann und wieviel ich mag. Gerne auch mal Schokolade, Kuchen oder Pralinen. Und fühle mich gut damit.

Endlich hat meine Ernährungsweise auch einen Namen: intuitives Essen. Immer mehr Experten sprechen sich seit ein paar Jahren für dieses Konzept aus. Statt um Vorschriften und Verzicht geht es darum, auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu achten: Appetit, Hunger und Sättigung bestimmen, was wir essen. 

Unser Körper weiß nämlich eigentlich ganz genau, was ihm guttut und was ihm schadet. Die meisten von uns haben nur im Lauf der Zeit verlernt, auf ihn zu hören. Wir haben uns an feste Essenszeiten, Speisepläne und Portionsgrößen gewöhnt. Bei kleinen Kindern funktioniert der „Ess-Instinkt“ dagegen in der Regel noch problemlos: Sie essen, wenn sie Hunger haben, und hören damit auf, wenn sie satt sind. Selbst, wenn es ihre Lieblingsspeise gibt.

Nie wieder Kalorienzählen

Intuition statt Fremdbestimmung – das können wir wieder lernen. Wichtig ist, erst einmal alle Ernährungstipps zu vergessen. Und dann bewusst darauf zu achten: Worauf habe ich im Moment Appetit? Mit welchem Essen fühle ich mich gut? Was gibt mir Energie und Lebensfreude? Was macht mich eher matt und träge? Wovon bekomme ich Bauchschmerzen, Blähungen oder Aufstoßen? Vor allem aber: Wann bin ich satt?

Studien belegen, dass man durch achtsames Essen langfristig sogar abnimmt. Schweizer Wissenschaftler fassten die Ergebnisse von zehn Studien zusammen und fanden heraus: Im Vergleich zu konventionellen Diäten verloren Menschen, die sich intuitiv ernährten, genauso viel Gewicht.

Jeder Mensch is(s)t anders

 „Gesund“ oder „ungesund“ kann für jeden Menschen etwas anderes bedeuten. Wie gut wir ein Nahrungsmittel vertragen, hängt unter anderem von der Zusammensetzung unserer Darmflora ab. Die ist von Mensch zu Mensch verschieden. Darüber hinaus gibt es Unverträglichkeiten oder Verdauungsstörungen, die die Folge eines individuellen Enzymmangels sind. Milchprodukte zum Beispiel können für den einen eine wertvolle Eiweiß- und Kalziumquelle sein und bei anderen zu Bauchschmerzen und Durchfall führen. Auch Allergien können schuld sein, dass manche Menschen an sich „gesunde“ Lebensmittel wie zum Beispiel Nüsse nicht essen können.

Nahrungsmittel sind so viel mehr als Kalorien und Vitamine. Sie können leicht oder schwer verdaulich sein, wärmen oder kühlen, ansäuernd oder basisch wirken, schnell verfügbare Energie liefern oder den Muskelaufbau fördern. Für unseren Kopf ist diese Vielzahl von Eigenschaften schwer zu überblicken. Unser Bauchgefühl sagt uns jedoch intuitiv, was wir im Moment gerade benötigen.

Auch die Psyche will gesättigt werden

Weil Essen Leib UND Seele zusammenhalten soll, brauchen wir manchmal auch etwas, das unserm Körper nicht wirklich guttut – aber dafür unserer Psyche: ein Stück Torte etwa, Schokolade oder ein paar Gläser Wein. Auch das können wir ohne schlechtes Gewissen genießen. Und dabei spüren, dass wir gerade unsere Seele füttern. Dann merken wir auch schnell, wenn wir eigentlich nach etwas ganz anderem hungern: nach einer Umarmung etwa, nach moralischer Unterstützung oder einfach nach einer kleinen Pause.

Die Wechseljahre sind ein guter Zeitpunkt, die Verbindung von Körper und Seele wieder zu stärken. Die Bedürfnisse unseres Organismus ändern sich. Viele Frauen nehmen deshalb ein paar Kilo zu. Statt uns jetzt mit Diäten zu quälen, sollten wir lieber der zarten Stimme unseres Sättigungsgefühls mehr Gehör verschaffen. Hochwertige Nahrungsmittel und achtsames Essen helfen uns dabei, unseren Körper mit allem zu versorgen, was er braucht. Ohne Ernährungsvorschriften, aber mit ganz viel Genuss.

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