Drei von vier Frauen erkranken mindestens einmal im Leben an einer Blasenentzündung (medizinisch: Zystitis). Dummerweise nimmt das Risiko in den Wechseljahren erheblich zu – eine der vielen unangenehmen Begleiterscheinungen der hormonellen Umstellung. Einige kennen das fiese Brennen in der Harnröhre und den ständigen Drang zum Wasserlassen schon aus ihrer Jugend. Bei anderen treten die typischen Symptome eines Harnwegsinfekts zum ersten Mal um die Menopause herum auf. Und kommen dann leider oft immer wieder.
Östrogenmangel schwächt die Schleimhäute
Schuld daran, dass die Neigung zu Blasenentzündungen in den Wechseljahren steigt, ist die nachlassende Hormonproduktion. Zum einen wird die Schleimhaut in der Scheide und der Harnröhre dünner, trockener und weniger gut durchblutet – das ist eine praktisch zwangsläufige Folge des sinkenden Östrogenspiegels. Dadurch wird sie nicht mehr ausreichend mit Immunzellen und anderen wichtigen Abwehrstoffen versorgt. Potenzielle Krankheitserreger können sich also leichter ausbreiten. Außerdem dichtet die weniger dicke und weniger feuchte Schleimhaut den Eingang der Harnröhre nicht mehr so gut nach unten ab. Das erleichtert das Eindringen von Bakterien.
Dazu kommt, dass das körpereigene Östrogen auch die Zusammensetzung der Schleimhautflora beeinflusst. Bis zur Menopause wird die gesunde Scheidenflora von Milchsäurebakterien (Laktobazillen) dominiert, die für ein saures Milieu sorgen und dadurch das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmen. Der Hormonmangel verschlechtert die Wachstumsbedingungen für Milchsäurebakterien – und potenzielle Krankheitserreger können leichter die Oberhand gewinnen.
Wie entsteht eine Blasenentzündung?
Die häufigsten Erreger einer Blasenentzündung sind sogenannte Coli-Bakterien (Escherichia coli) aus dem Darm. Sie finden sich aber bei jeder Frau zu einer gewissen Menge im Bereich der Scheide und der Harnröhre. Eine gesunde Intimflora hält sie normalerweise in Schach. Zu einer Erkrankung kommt es erst, wenn die „ortsfremden“ Mikroorganismen in die Harnröhre aufsteigen und das Immunsystem ihnen nicht mehr Herr wird. Neben hormonellen Veränderungen können eine ganze Reihe weiterer Faktoren das Abwehrsystem aus dem Gleichgewicht bringen.
Das begünstigt eine Blasenentzündung:
- Mangelnde Durchspülung
Wenn man zu wenig trinkt oder den Harndrang längere Zeit „verkneift“, bleibt der Urin zu lange in der Blase. Dadurch können sich in geringer Zahl vorhandene Keime leichter vermehren.
- Unterkühlung
Kälte, zum Beispiel durch nasse Badesachen oder zu leichte Kleidung, verringert die Durchblutung der Harnröhren- und Blasenschleimhaut.
- Geschlechtsverkehr
Beim Geschlechtsverkehr werden Keime regelrecht in die weibliche Harnröhre hineinmassiert. Leert man die Blase anschließend nicht, können sich die Keime unter Umständen bis zum nächsten Morgen vermehren. Auch die Verhütung mit einem Scheidendiaphragma (Pessar) und die Verwendung von spermienabtötenden Gels oder Cremes erhöhen das Risiko einer Blasenentzündung.
- Falsch verstandene Intimhygiene
Seife und Duschgel stören den empfindlichen Säurehaushalt der Scheide und der Harnröhrenschleimhaut. Das erleichtert das Eindringen und die Vermehrung von Keimen. Auch feuchtes Toilettenpapier ist wegen der enthaltenen Duft- und Konservierungsstoffe keine gute Idee. Luftundurchlässige Slipeinlagen fördern ein feucht-warmes Klima in der Intimregion, das die Scheidenflora ebenfalls ungünstig beeinflussen kann.
- Schwaches Immunsystem
Die Blasenschleimhaut ist ein Teil des körpereigenen Abwehrsystems und als solches auch anfällig für Störungen. Geschwächt wird die Leistungsfähigkeit des Immunsystems beispielsweise durch Stress, einseitige Ernährung, Schlafmangel und Genussmittel wie Zigaretten und Alkohol.
- Antibiotika-Einnahme
Antibiotika schädigen die Scheiden- und Darmflora. Das kann dazu führen, dass sich potenzielle Krankheitserreger nach dem Ende der Therapie dort umso leichter ausbreiten können.
- Grunderkrankungen
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes begünstigen Blasenentzündungen. Auch Nieren- und Blasensteine, eine Gebärmutter- oder Blasensenkung und anatomische Besonderheiten wie eine besonders kurze Harnröhre können das Risiko erhöhen.
Typische Anzeichen für eine Blasenentzündung
- häufiger Harndrang mit kleinen Harnmengen
- Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
- trüber, stechend riechender Urin
- Unterleibsschmerzen
- Blutspuren im Urin
So kannst du Blasenentzündungen vorbeugen
Viel trinken
Je mehr Harn die Nieren produzieren, desto besser wird die Blase durchgespült. Das erhöht die Chance, dass eventuell vorhandene Keime ausgewaschen werden.
Gut ist eine Trinkmenge von 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Leider gibt uns unser Durstgefühl nicht immer zuverlässig Auskunft, ob wir genug trinken (und mit zunehmendem Alter leider immer weniger). Das hilft: sich am Morgen gleich die benötigte Menge bereitzustellen – zum Beispiel zwei Flaschen Mineralwasser oder zwei Thermoskannen voll Tee.
Regelmäßig zur Toilette
Sich den Harndrang längere Zeit zu verkneifen, „züchtet“ quasi Bakterien in der Blase. Besonders nach dem Sex kann der Weg zur Toilette helfen, eine Blasenentzündung zu vermeiden
Richtige Intimhygiene
Zur Reinigung des Genitalbereichs reicht klares Wasser. Wer sich damit unwohl fühlt, kann auch ein mildes, pH-neutrales Waschgel für die Intimregion benutzen. Auf der Toilette gilt: immer von vorne nach hinten wischen, nie andersherum – um Bakterien vom After nicht Richtung Harnröhre zu transportieren.
Östrogen-Creme
Eine vaginale Östrogenbehandlung kann die Zusammensetzung der Vaginalflora und die Funktionsfähigkeit der Schleimhäute verbessern. Das wirkt nicht nur Blasenentzündungen entgegen, sondern hilft gegen Scheidentrockenheit mit all ihren unangenehmen Folgen. Das dabei eingesetzte Hormon Östriol wirkt praktisch ausschließlich an Ort und Stelle und wird sehr niedrig dosiert.
Das Immunsystem stärken
Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Zeit für Entspannung: Das hält die Abwehrkräfte fit und schützt vor Infektionen – nicht nur, aber auch vor Blasenentzündungen. Wichtig für eine geregelte Funktion des Immunsystems sind vor allem die Vitamine A, B6, B12, C und D sowie Folsäure, Kupfer, Selen und Zink.
Zu spät? Es brennt schon (wieder) beim Wasserlassen und du musst alle paar Minuten zur Toilette? Im nächsten Blogbeitrag erfährst du, wie eine Blasenentzündung auch ohne Antibiotika schnell wieder verschwindet und was du bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten tun kannst.