Es brennt beim Wasserlassen, die Blase drückt. Die meisten Frauen kennen die Symptome: eine Blasenentzündung kündigt sich an. Viele leiden trotz ärztlicher Behandlung immer wieder darunter, oft mehrere Male im Jahr. Leider steigt das Risiko in den Wechseljahren deutlich an. Schuld sind die hormonellen Veränderungen, die die Blase anfälliger für Infektionen machen.
In diesem Beitrag erfährst du
- wie du mit einem einfachen Soforthilfeprogramm eine beginnende Blasenentzündung quasi im Keim erstickst
- wie du eine Blasenentzündung ohne Antibiotika bekämpfen kannst
- was bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen hilft
Mehr zu den Ursachen und zur Vorbeugung findest du hier: Warum Blasenentzündungen in den Wechseljahren so häufig sind
SOS-Programm bei ersten Symptomen
In den allermeisten Fällen setzen die Beschwerden nicht schlagartig ein, sondern verschlimmern sich im Verlauf einiger Stunden bis Tage. Das liegt an dem Entstehungsweg der Entzündung: Die Bakterien müssen in der Regel erst durch die Harnröhre in die Blase aufsteigen. Wer gleich bei den ersten Symptomen richtig reagiert, kann oft Schlimmeres verhindern.
Viel trinken
Je mehr Harn die Nieren produzieren, desto besser wird die Blase durchgespült. Das erhöht die Chance, dass krankmachende Bakterien ausgewaschen werden. Und: Wenn der Urin weniger konzentriert ist, brennt er in der Harnröhre nicht so sehr.
Je mehr du trinkst, desto besser – was, ist fast gleichgültig. Mindestens ein Viertelliter Flüssigkeit alle halbe Stunde sollte es anfangs sein. Alkohol, Kaffee oder Schwarztee können die Blase allerdings zusätzlich reizen. Säurehaltige Fruchtsäfte, wie etwa Orangensaft, verstärken unter Umständen das Brennen beim Wasserlassen. Mit viel Wasser gemischt, sind sie aber kein Problem.
Besonders gut geeignet sind sogenannte Blasentees. Sie enthalten meist Heilkräuter, die harntreibend und entzündungshemmend wirken sollen. Bewährte Pflanzenextrakte bei Blasenentzündungen sind beispielsweise Goldrutenkraut, Bärentraubenblätter, Schachtelhalmkraut, Queckenwurzel, Petersilie und Orthosiphonwurzel. Von diesen Tees sollte man allerdings nicht mehr trinken, als auf der Packung angegeben ist.
Warmhalten
Wärme fördert die Durchblutung der Harnröhren- und Blasenschleimhaut und erleichtert so die Infektabwehr. Besonders wohltuend wirkt die gleichmäßige Bettwärme und die damit verbundene Ruhe und Entspannung. Auch die altbewährte Wärmflasche leistet gute Dienste.
Erste-Hilfe-Programm
Wenn du mit diesem Soforthilfeprogramm rechtzeitig bei den ersten Vorboten einer Blasenentzündung startest, hast du gute Chancen, dass du am nächsten Tag wieder auf den Beinen bist.
Heilkräuter für die Blase
Nicht nur in Form von Tee, auch als Fertigpräparate gegen Blasenentzündungen können eine ganze Reihe von Heilpflanzen hilfreich sein. Für ihre harntreibende und durchspülende Wirkung sind beispielsweise Birkenblätter, Brennnesselkraut, Hauhechelwurzel, Löwenzahn, Orthosiphonblätter, Petersilienwurzel, Queckenwurzelstock und Schachtelhalmkraut bekannt. Wenn du solche Präparate einnimmst, ist es wichtig zusätzlich viel zu trinken, um die Bakterien auszuschwemmen. Wer an Wasseransammlungen (Ödemen) aufgrund einer eingeschränkten Herz- oder Nierenfunktion leidet, sollte diese pflanzlichen Mittel allerdings nicht anwenden.
Schon seit der Antike wird Goldrutenkraut bei Blasen- und Nierenleiden eingesetzt. Der gelbe Korbblütler enthält unter anderem Flavonoide, die nicht nur harntreibend, sondern darüber hinaus auch entzündungshemmend und krampflösend wirken. Einige Untersuchungen bescheinigen der Goldrute zudem einen keimtötenden Effekt.
Bärentraubenblätter setzen im Urin einen Wirkstoff namens Hydrochinon frei, der ebenfalls antibakteriell wirken soll. Das funktioniert jedoch nur, solange der Harn alkalisch ist, also einen hohen pH-Wert aufweist. Der Genuss von Obst und Fruchtsäften kann den Harn ansäuern und dadurch diesen Effekt zunichtemachen. Bei längerer Einnahme können Bärentraubenblätter leberschädigend wirken, deshalb sollte man sie nicht länger als zwei Wochen anwenden.
Senföle, beispielsweise aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel, können die Durchblutung fördern, Entzündungen eindämmen und die Vermehrung von Bakterien hemmen. Deshalb werden sie bei Blasenentzündungen ebenfalls oft erfolgreich eingesetzt.
Naturheilmittel mit Antihaft-Effekt
Cranberrys (Moosbeeren) enthalten Stoffe, die die Besiedlung der Blasenschleimhaut durch Krankheitserreger erschweren: Sogenannte Proanthocyanidine blockieren die Bindungsstellen der Coli-Bakterien, mit denen sie sich an den Schleimhautzellen anheften. In der nordamerikanischen Volksmedizin wird Cranberry-Saft wegen seiner heilenden Wirkung bei Harnwegsinfekten schon seit Jahrhunderten geschätzt – in Europa hat sich diese Erkenntnis erst in den letzten 30 Jahren durchgesetzt. Inzwischen belegen mehrere Studien, dass Cranberry-Extrakt die Häufigkeit von wiederkehrenden Blasenentzündungen senken kann. Weniger gut belegt ist ihre Wirkung zur Behandlung eines akuten Harnwegsinfekts.
Ähnlich wie Cranberry-Extrakt wirkt auch Mannose. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen Pflanzenwirkstoff, sondern um eine Zuckerart. Auch Mannose erschwert das Andocken der Bakterien an die Blasenschleimhaut und kann Harnwegsinfekten nachweislich vorbeugen.
Lactoferrin ist ein Eiweißstoff der angeborenen Immunabwehr. Es kommt natürlicherweise in vielen Körperflüssigkeiten vor – etwa in Tränen, im Speichel, im Bronchialsekret und in der Muttermilch. Das Protein ist in der Lage, Bakterien das für sie lebensnotwendige Eisen entziehen. Dadurch wirkt es keimhemmend. Wie Cranberry und Mannose verringert Lactoferrin außerdem die Fähigkeit von Bakterien, sich an die Blasenschleimhaut anzuheften.
Ärztliche Therapie
Spätestens, wenn Fieber und Schüttelfrost dazukommen oder wenn sich die Symptome nicht innerhalb von drei bis vier Tagen deutlich verbessern, solltest du zum Arzt gehen. Weil die Symptome so charakteristisch sind, kann er oder sie meist schon anhand der geschilderten Beschwerden die richtige Diagnose stellen. Oft wird zur Sicherheit zusätzlich eine Urinuntersuchung durchgeführt. Mit Hilfe eines Teststreifens lassen sich Infektionszeichen nachweisen, durch eine Bakterienkultur bei Bedarf auch der verantwortliche Erreger.
Von einem unkomplizierten Harnwegsinfekt sprechen Mediziner, wenn keine anatomischen Veränderungen oder Begleiterkrankungen vorliegen, die den Verlauf einer Blasenentzündung negativ beeinflussen können. Halten die Beschwerden länger als ein paar Tage an, werden oft Antibiotika verschrieben. Studien belegen allerdings, dass unkomplizierte Blasenentzündungen bei 30 bis 50 von 100 Frauen auch ohne Antibiotika innerhalb einer Woche abheilen. Oft reicht eine symptomatische Behandlung mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln oder krampflösenden Medikamenten aus.
Wird eine Blasenentzündung verschleppt, besteht die Gefahr, dass die Bakterien über die Harnleiter aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) verursachen. Sie äußert sich in der Regel durch Fieber und Rückenschmerzen oder ein Druckgefühl in der Lendengegend. Da sie auf Dauer das Nierengewebe komplett zerstören kann, erfordert sie eine Antibiotikabehandlung.
Wenn die Blasenentzündung zum Dauerbrenner wird
Richtig behandelt, ist eine Blasenentzündung in der Regel nach wenigen Tagen ausgeheilt. Allerdings ist die Rückfallquote hoch: Bei jeder vierten Frau kommt es innerhalb von sechs Monaten erneut zu einer Blasenentzündung. Von rezidivierenden, also wiederkehrenden Harnwegsinfektionen spricht der Arzt, wenn mehr als zwei Erkrankungen pro Halbjahr oder mehr als drei pro Jahr auftreten. Frauen nach den Wechseljahren sind davon leider besonders betroffen.
Schuld an wiederkehrenden Blasenentzündungen scheint eine Art Versteckspiel der Krankheitserreger zu sein: Manche Bakterien können offensichtlich tief in die Blasenschleimhaut eindringen und sich dort quasi unsichtbar machen. Dadurch entziehen sie sich sowohl dem Angriff des Antibiotikums als auch dem körpereigenen Immunsystem. Wenn sie wieder in die Blase gelangen und sich dort vermehren, fangen die Beschwerden von vorne an.
Impfung gegen Blasenentzündung
Durch unschädliche gemachte Bestandteile der Krankheitserreger kann man den Körper anregen, spezifische Abwehrstoffe gegen diese Keime zu produzieren. Diese zirkulieren dann im Blut und rufen bei einem erneuten Kontakt eine schnellere Reaktion des Immunsystems auf den Plan. So kann der Organismus die Eindringlinge unschädlich machen, bevor sie eine Erkrankung hervorrufen. Dieses Prinzip der Impfung wird auch bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen eingesetzt. Zur Verfügung stehen dafür Präparate in Form von Tabletten oder Spritzen. Beide konnten in Studien die Rate an Wiedererkrankungen deutlich senken. Die verschreibungspflichtigen Tabletten müssen drei Monate lang eingenommen werden. Die Injektionen verabreicht der Arzt oder Heilpraktiker dreimal im Abstand von etwa zwei Wochen, nach einem Jahr kann eine Auffrischung erfolgen. Allerdings ist die Studienlage zu diesen relativ neuen Formen der Immuntherapie noch relativ dünn. Nicht immer übernehmen deshalb die Krankenkassen die Kosten.
Östrogen-Creme
Bei Frauen in und nach den Wechseljahren hilft oft eine östrogenhaltige Creme für die Scheide. Sie kann die Zusammensetzung der Vaginalflora und die Funktionsfähigkeit der Schleimhäute verbessern, sodass krankmachende Keime gebremst werden. Die dabei aufgenommene Hormonmenge ist sehr gering und wirkt praktisch ausschließlich an Ort und Stelle.
Antibiotika-Prophylaxe
Bleibt das alles ohne ausreichende Wirkung, rät der Arzt unter Umständen zur Langzeiteinnahme eines niedrigdosierten Antibiotikums, um neuen Infektionen vorzubeugen.
Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass die Blasenentzündungen nach dem Ende der Therapie wieder mit unverminderter Häufigkeit weitergehen. Zudem hemmen die Antibiotika im Dauereinsatz nicht nur die Vermehrung der Krankheitserreger, sondern beeinträchtigen auch das empfindliche Gleichgewicht der Scheiden- und Darmflora. Auch die Bildung von resistenten Bakterienstämmen wird gefördert. Deshalb empfehlen die aktuellen medizinischen Leitlinien, eine Antibiotika-Prophylaxe erst einzusetzen, wenn alternative Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben.
Das Mikrobiom ins Lot bringen
Unser Darm beherbergt Billionen von Bakterien – die Darmflora, auch Darmmikrobiom genannt. „Gute“ Mikroorganismen helfen bei der Verdauung, produzieren wichtige Nährstoffe und unterstützen das Immunsystem. Antibiotika, Stress, falsche Ernährung und wahrscheinlich auch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren können dazu beitragen, dass ungünstige Mikroorganismen im Darm die Oberhand bekommen. Dadurch wächst auch das Risiko für Infektionen des Harntrakts.
Sogenannte Probiotika sollen helfen, das Darmmikrobiom positiv zu beeinflussen: Durch die gezielte Zufuhr von „guten“ Mikroorganismen – wie Laktobazillen und Bifidobakterien – können Gasbildner, Krankheitserreger und andere schädliche Darmbewohner zurückgedrängt werden. Möglicherweise stärkt das die keimabwehrende Wirkung der Darm- und Scheidenflora. Die Studienlage, ob sich dadurch tatsächlich auch wiederkehrende Blasenentzündungen verhindern lassen, ist allerdings noch nicht sehr aussagekräftig.