Jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Hand aufs Herz: Das ist eine Zahl, die zwar jede schon einmal gehört hat, aber die wir doch gerne aus unserem Bewusstsein verdrängen. Dass diese Eine von Achten irgendwann man selbst sein könnte – das kommt in unserem Denken eigentlich nicht vor.
Bis einen die Diagnose trifft. Oder eine gute Freundin. In den letzten Jahren sind zwei meiner besten Freundinnen an Brustkrebs erkrankt. Zum Glück geht es beiden inzwischen wieder gut – der Tumor konnte erfolgreich entfernt werden und ist bislang nicht wieder aufgetaucht (die Geschichte meiner Freundin Petra kannst du hier nachlesen). Aber die Krebsdiagnose bedeutet für jede betroffene Frau einen Schock, die Auseinandersetzung mit dem möglichen Tod und oft lange Therapien mit belastenden Nebenwirkungen.
In den Wechseljahren steigt das Erkrankungsrisiko
In den Wechseljahren gewinnt das Thema an Bedeutung. Denn das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 63 Jahren – auch wenn jede vierte Frau bei der Diagnose jünger als 45 Jahre ist. Neben dem Alter beeinflussen auch genetische Faktoren, Hormone und der persönliche Lebensstil das Brustkrebsrisiko (mehr dazu hier).
Dass heute über 80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen nach fünf Jahren als geheilt gelten, ist nicht zuletzt ein Verdienst der Früherkennungsuntersuchungen. Im Durchschnitt ist der Brustkrebs bei seiner Entdeckung heute viel kleiner als vor der Einführung des Mammographie-Screenings. Und deshalb auch besser behandelbar und seltener tödlich. Der Brustkrebsmonat Oktober soll das Thema Brustkrebs und dessen Früherkennung weltweit ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Mit 50 flattert zum ersten Mal eine Einladung zum Mammographie-Screening ins Haus; danach alle zwei Jahre bis zum 70. Geburtstag. Bei der Röntgenuntersuchung der Brust können bereits sehr kleine Tumore sichtbar gemacht werden. Ertasten lassen sie sich dagegen erst ab einer Größe von ein bis zwei Zentimeter. Die geringe zusätzliche Strahlenbelastung durch die Röntgen-Reihenuntersuchung halten Experten bei Frauen über 50 Jahren im Vergleich zum Nutzen für vertretbar. Ob ein verdächtiger Knoten gut- oder bösartig ist, zeigen in der Regel Folgeuntersuchungen wie Ultraschall, Kernspin oder die Entnahme einer Gewebeprobe.
Mammographie rettet Leben
Studien belegen, dass durch die regelmäßige Teilnahme am Mammographie-Screening von 50 bis 69 Jahren bis zu acht von 1000 Frauen das Leben gerettet wird. Auf der anderen Seite erhalten vier von 1000 Frauen durch die Mammographie eine Überdiagnose – es werden also Tumore entdeckt und behandelt, die andernfalls zu Lebzeiten nicht bekanntgeworden wären und vermutlich nie Probleme verursacht hätten.
Etwa eine von 30 Frauen erhält beim Mammographie-Screening einen auffälligen Befund. Dann werden weitere Untersuchungen durchgeführt – bei jeder dritten Betroffenen eine Gewebeentnahme. In vier von fünf Fällen stellt sich der anfängliche Krebsverdacht zum Glück als falsch heraus. Die Zeit bis zur endgültigen Entwarnung erleben die meisten Frauen jedoch als sehr belastend. Letztlich muss jede für sich selbst entscheiden, ob sie diesen Preis zu zahlen bereit ist – für eine höhere Chance, einen eventuellen Brustkrebs heilen zu können.
Von den rund 70.000 Brustkrebserkrankungen pro Jahr wird knapp ein Viertel durch das Screening-Programm entdeckt. In den restlichen Fällen hat die Frau selbst oder ihr Frauenarzt den Tumor getastet.
Zusätzlich zum Mammographie-Screening empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften Frauen in jedem Alter, ihre Brust einmal pro Monat selbst abzutasten. Wenn der Zyklus noch halbwegs regelmäßig ist, ist kurz nach der Menstruation der beste Zeitpunkt dafür – da ist das Brustgewebe am weichsten. In den Wechseljahren ist es besser, sich einen festen Termin zu setzen, zum Beispiel jeden ersten Sonntag im Monat.
Die richtige Technik zur Selbstuntersuchung
- Ein Blick in den Spiegel: Sind Veränderungen sichtbar, Hauteinziehungen oder -vorwölbungen, derbe Stellen, Verfärbungen, Veränderungen der Brustform oder -größe, eingezogene Brustwarzen? Wiederhole das mit erhobenen Armen.
- Drücke die Brustwarzen sanft zwischen Daumen und Zeigefinger: Tritt Flüssigkeit aus?
- Taste dann bei herabhängendem Arm mit der jeweils anderen Hand die Brust von außen nach innen ab, sorgfältig ein Viertel nach dem anderen.
- Wiederhole das ebenfalls mit erhobenem Arm und überprüfe dabei auch die Achselhöhle auf knotige Veränderungen.
- Das Gleiche solltest du idealerweise noch einmal im Liegen durchführen.
Das Wichtigste dabei ist aber: Solltest du irgendwelche Veränderungen feststellen, geh bitte SOFORT zu deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Nicht erst, wenn du endlich weniger Stress hast oder dir einen freien Tag nehmen kannst. SOFORT! Das heißt nicht, dass jeder Knoten in der Brust Krebs bedeutet. Aber falls es doch ein Karzinom oder eine Vorstufe davon ist, sind die Heilungschancen umso besser, je früher es diagnostiziert und behandelt wird.