Meno-Brain: Wenn die Wechseljahre das Hirn vernebeln

Gestern habe ich mein Handy gesucht. Im Altpapier, im Wertstoffmüll und in der Biotonne (eines Mehrfamilienhauses!!). Weil ich den Abfall runtergebracht habe und dann das Telefon verschwunden war. Gefunden habe ich es: im Schuhregal. Dort hatte ich es deponiert, weil ich Angst hatte, es könnte sonst versehentlich im Müll landen… 

Dass ich einkaufen gehe und kurz vor der Ladentür feststelle, dass ich Geld und/ oder FFP2-Maske vergessen habe, ist völlig normal. Wenn ich alles dabei habe, weiß ich vor dem Kühlregal nicht mehr, was ich eigentlich einkaufen wollte. Nachbarn, Bekannte, selbst gute Freunde grüße ich auf der Straße grundsätzlich nur mit „hallo“, weil mir ihr Name nicht einfällt. 

Kommt dir das bekannt vor? Keine Angst, es ist nicht Alzheimer. Es ist nur eine vorübergehende, hormonell bedingte Hirnvernebelung. „Meno-Brain“, sagen die Amerikanerinnen dazu.

Östrogen fördert das Denkvermögen

Zwei von drei Frauen leiden in den Wechseljahren an Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen. Oft gehört die Vergesslichkeit sogar zu den ersten Anzeichen des sinkenden Östrogenspiegels. Denn unser wichtigstes weibliches Sexualhormon wirkt sich nicht nur auf unsere Fruchtbarkeit aus, sondern auch auf unsere Hirnfunktion. Anders als die meisten anderen Stoffe, die in unserem Blut zirkulieren, kann Östrogen die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden. (Das ist eine sehr effektive Barriere, die die empfindlichen Nervenzellen unserer Denkzentrale vor potenziell schädlichen Substanzen, zum Beispiel Medikamenten, schützt.) Im Gehirn sitzen zahlreiche Östrogen-Rezeptoren. Über diese Andockstellen steuert das Hormon den Energiestoffwechsel der grauen Zellen, fördert neue Verknüpfungen und schützt sie vor dem Verfall. In den verschiedenen Gehirnregionen beeinflusst das Östrogen dadurch das Gedächtnis, das Denkvermögen, die Lernleistung, die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erfassen – aber auch die Regulation von Emotionen, die Gefühlswahrnehmung und die Stressverarbeitung. 

Nach der Menopause lichtet sich der Gehirnnebel

Die gute Nachricht: Wenn sich das Gehirn an den Hormonentzug gewöhnt hat, funktioniert es wieder besser. Studien zeigen, dass die kognitive Krise im ersten Jahr nach der letzten Monatsblutung (der Menopause) ihren Tiefpunkt hat. Danach geht es wieder aufwärts.

Langfristig jedoch – und jetzt kommt die schlechte Nachricht – kann der Östrogenmangel bei einer entsprechenden Veranlagung die Bildung von Eiweißablagerungen im Gehirn fördern. Diese Plaques gelten als Ursache der Alzheimer-Erkrankung. Damit erklären Forscher die Tatsache, dass ältere Frauen häufiger an dieser Form der Demenz leiden als Männer. Denn das männliche Testosteron, das wie das Östrogen vor der Plaque-Entstehung schützt, fällt nicht so stark ab. Besonders hoch ist das Erkrankungsrisiko bei Frauen, die sehr früh in die Wechseljahre gekommen sind (zum Beispiel durch eine Eierstockentfernung). Einige Studien deuten darauf hin, dass man der Alzheimer-Entwicklung mit einer Hormonersatztherapie gegensteuern kann. Eindeutig nachgewiesen ist das aber bisher nicht.

So bleibt dein Gehirn fit

Beim vorübergehenden Meno-Brain soll eine Hormontherapie ebenfalls helfen. Aber auch ohne synthetische oder bioidentische Hormone kannst du einiges tun, um deine grauen Zellen in Schwung zu bringen:

  • viel trinken
  • viel an der frischen Luft bewegen
  • viele ungesättigte Fettsäuren zu dir nehmen, vor allem Omega-3 (zum Beispiel aus Nüssen, Leinöl oder Fisch)
  • auf eine gute Versorgung mit B-Vitaminen achten (stecken vor allem in tierischen Lebensmitteln, Vollkornprodukten und grünem Gemüse)
  • leichten Denksport betreiben (zum Beispiel Sudoku oder Schach)
  • neugierig sein und vieles hinterfragen
  • neue Bewegungsmuster lernen (Tanzschritte, Koordinationsübungen, Über-Kreuz-Bewegungen, mit der „falschen“ Hand Zähne putzen usw.)
  • Stress reduzieren, zum Beispiel durch Yoga oder Meditation
  • ausreichend schlafen (hier findest du Tipps bei Schlafstörungen)
  • Aufgabenlisten schreiben, damit geistige Ressourcen für Wichtigeres freibleiben (am besten auf dem Smartphone, das hat man meistens griffbereit)

A propos – wo ist eigentlich mein Handy schon wieder? Und wieso läutet der Kühlschrank??

3 Gedanken zu „Meno-Brain: Wenn die Wechseljahre das Hirn vernebeln“

  1. Das kommt mir auch sehr bekannt vor. Totale Verwirrung. Und habt ihr das auch schon mal gehabt? – eine Art Filmriss? – man kann sich partout an Etwas nicht erinnern, erlebt oder getan zu haben. Wie ein Filmriss nach zu viel Alkohol…..
    LG Stefanie

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  2. Liebe Patricia, das beruhigt mich ja, dass es dir auch so geht😃. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es kann nur besser werden! LG Clara 😘

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  3. Herrlich!!
    Mein Handy ist auch sehr häufig Grund für eine Suche durchs ganze Haus . Oft werde ich dann fündig im Wäschekorb, aber ein bimmelender Kühlschrank hatte ich auch schon 😂
    Es bleibt spannend 😎
    Lg Pat

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