Die Hormontherapie nach der Rimkus-Methode ist umstritten: Manche Frauen schwören darauf – die medizinischen Fachgesellschaften raten davon ab. Was steckt dahinter?
Was ist die Rimkus-Methode?
Bei der Rimkus-Methode handelt es sich um eine individualisierte Therapie mit bioidentischen Hormonen. Entwickelt hat sie der Kieler Frauenarzt Dr. Volker Rimkus schon Ende der 1970er-Jahre. Vor Beginn der Behandlung werden die Hormonspiegel der Patientin im Blut gemessen. Je nach Ergebnis stellt der Arzt dann ein Rezept für individuell dosierte Hormonkapseln aus, die in der Apotheke hergestellt werden. In regelmäßigen Abständen – meist alle drei bis sechs Monate – kontrolliert er, ob es mit der verordneten Hormontherapie gelingt, die von Dr. Rimkus vorgegebenen Blutwerte zu erreichen.
Da die Rimkus-Therapie markenrechtlich geschützt ist, dürfen sie nur zertifizierte Ärztinnen und Ärzte anbieten. Ebenfalls zertifizierte Apotheken befüllen dann die Kapseln mit den vorgegebenen Inhaltsstoffen. Neben Östradiol und Progesteron gehören dazu meist auch die Mikronährstoffe Kupfer, Zink und Vitamin D. Als Trägerstoff dient Olivenöl. Prinzipiell kann eine solche Magistralrezeptur aber jede Apotheke herstellen – auch wenn es nicht jede anbietet.
Vorteile der Rimkus-Kapseln
Was die Fans der Rimkus-Therapie vor allem in den Anfangsjahren als großen Vorzug feierten, hat sich inzwischen relativiert: die bioidentische Struktur der verwendeten Hormone Östradiol und Progesteron. Auch in der „konventionellen“ Hormontherapie kommen heute überwiegend dieselben bioidentischen Hormone zum Einsatz, deren Grundstoff Diosgenin – wie bei der Rimkus-Methode – aus der Yamswurzel stammt.
Individuelle Dosierung
Ein potenzieller Vorteil der Rimkus-Kapseln ist ihre individuelle Dosierung. Denn: Die Standard-Hormonpräparate enthalten immer dieselbe Hormonkonzentration. Tabletten oder Kapseln zu teilen, um eine niedrigere Dosierung zu erhalten, ist schwierig bis unmöglich (und verändert oft die Wirkstofffreisetzung). Mehr Spielraum gibt es bei Östrogenpräparaten, die über die Haut angewandt (transdermal) werden – also Gels, Cremes oder Sprays: Je nach verwendeter Menge kann frau in Absprache mit ihrer Ärztin mehr oder weniger Östradiol zuführen.
Nachteile der Rimkus-Methode
Orale Einnahme
Die Rimkus-Hormontherapie arbeitet fast ausschließlich mit Kapseln zum Einnehmen. Dabei werden die Hormone zunächst in der Leber verstoffwechselt. Das aktiviert die Freisetzung von Gerinnungsfaktoren. Und dadurch steigt das Risiko für Venenthrombosen, Lungenembolien, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die transdermale Gabe des Östrogens ist nachweislich risikoärmer. Auch die vaginale Anwendung des Progesterons, mit der manche Frauen besser zurechtkommen, ist bei der Rimkus-Methode nicht möglich. Rimkus selbst argumentiert, dass die in Olivenöl gelösten Hormone durch das Lymphsystem aufgenommen und nicht in der Leber verändert werden. Nachgewiesen ist das aber nicht.
Keine wissenschaftliche Evidenz
Dass die Rimkus-Kapseln Hitzewallungen und andere Wechseljahresbeschwerden lindern, ist anzunehmen. Schließlich werden – wie bei der klassischen Hormonersatztherapie – genau die Hormone zugeführt, deren körpereigene Produktion in der Perimenopause nachlässt. Ein wissenschaftlicher Nachweis für ihre Wirksamkeit fehlt jedoch. Den kann es eigentlich auch gar nicht geben, denn: Für medizinische Studien bräuchte man eine definierte Dosierung der Wirkstoffe – und genau die gibt es bei der Rimkus-Therapie ja nicht. Auch potenzielle Nebenwirkungen einer Langzeitbehandlung wurden nicht in Studien untersucht.
Die Zielwerte der Hormonspiegel im Blut, die Rimkus definiert, resultieren ebenfalls nur aus seiner persönlichen Erfahrung. Wissenschaftliche Evidenz, dass sie das Wohlbefinden in den Wechseljahren verbessern, gibt es kaum. Viele Fachleute halten die Zielwerte für zu hoch, weil sie denen einer jungen Frau entsprechen. Oft sind die Dosierungen deutlich höher als in der schulmedizinischen Hormontherapie. Anders als die Rimkus-Methode orientiert sich die nicht an Blutwerten, sondern an den Symptomen der Frau.
Keine Qualitätssicherung
Apothekerinnen und Apotheker lassen beim Befüllen der Kapseln sicher höchste Sorgfalt walten. Dennoch: Die Herstellung der Rimkus-Kapseln unterliegt – anders als bei zugelassenen Fertigarzneimitteln – keiner arzneimittelrechtlichen Qualitätskontrolle. Studien belegen, dass die Wirkstoffkonzentration erheblich schwanken kann.
Keine Kostenerstattung
Im Gegensatz zur „konventionellen“ bioidentischen Hormontherapie wird die Rimkus-Therapie nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet – weil eben die wissenschaftliche Evidenz dafür fehlt. Auch die Hormonmessungen muss die Frau aus eigener Tasche bezahlen. Da kommen schnell mehrere Hundert Euro zusammen. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten in Einzelfällen.
Fazit
Die Hormontherapie nach Rimkus ist nicht bioidentischer oder „natürlicher“ als eine schulmedizinische Behandlung mit bioidentischen Hormonen – aber für die Patientin deutlich teurer. Hinsichtlich der medizinischen Sicherheit gibt es zumindest einige Fragezeichen. Bei einer klassischen Hormontherapie tappt man weniger im Dunkeln: Welche Risiken damit verbunden sein können, ist zumindest gut untersucht.