Mindestens jede zweite Frau ist in und nach den Wechseljahren davon betroffen, doch keine redet gerne darüber: Scheidentrockenheit ist nach wie vor ein Tabuthema. Auch Frauenärzte und -ärztinnen sprechen das Problem selten von sich aus an – obwohl sie die Veränderungen der Vagina bei der Untersuchung deutlich erkennen. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet „vulvovaginale Atrophie“ oder „urogenitales Menopausensyndrom“ (abgekürzt GSM für das englische „genitourinary syndrome of menopause“). Gemeint sind mit diesen etwas sperrigen Begriffen alle Veränderungen der Scheidenregion und der unteren Harnwege, die mit dem Rückgang der weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren zusammenhängen.
Hormonmangel lässt die Schleimhäute schrumpfen
Es geht um viel mehr als um Scheidentrockenheit. Die ist nur eines der Symptome. Andere typische Zeichen für GSM sind Schmerzen beim Sex, Jucken und Brennen, Probleme mit dem Wasserlassen und wiederkehrende Blasenentzündungen. Schuld daran ist der Östrogenmangel: Er führt dazu, dass die Schleimhaut der Vagina dünner, trockener und weniger elastisch wird. Auch die Zusammensetzung der Bakterienflora und der vaginale pH-Wert verändern sich. Dadurch haben potenzielle Krankheitserreger ein leichteres Spiel und können in die Harnröhre aufsteigen. Mit der Zeit kann sich auch Inkontinenz (unfreiwilliger Harnabgang) entwickeln.
Anders als beispielsweise Hitzewallungen gehört GSM leider zu den unangenehmen Begleiterscheinungen der Wechseljahre, die nach dem Hormonchaos nicht „von selber“ wieder verschwinden. Mutter Natur ist offenbar davon ausgegangen, dass wir ohnehin kein Interesse mehr an Sex haben, wenn wir keine Kinder mehr bekommen können. Wenn sie sich da mal nicht getäuscht hat…
Was hilft? Zunächst mal: deine Frauenärztin oder deinen Frauenarzt möglichst frühzeitig auf deine Beschwerden ansprechen. Sie oder er können am besten beurteilen, wie weit fortgeschritten die Veränderungen der Schleimhäute bereits sind. Oft können Gleitmittel oder vaginale Feuchthaltemittel die Beschwerden lindern. Erstere werden vor dem Geschlechtsverkehr angewandt, letztere unabhängig davon ein- oder zweimal wöchentlich zur Pflege der Schleimhaut. Diverse Studien belegen, dass sich die Symptome dadurch bei vielen Frauen verringern lassen.
Gleitgel oder Östrogencreme?
In der Apotheke findest du unzählige verschiedene hormonfreie Gels und Cremes. Unter Umständen macht es Sinn, mehrere davon nacheinander jeweils für ein paar Wochen nach auszuprobieren – bis du herausgefunden hast, was dir am besten hilft. Wenn dir das zu viel Chemie ist: Einige Frauen schwören auch auf Mandel- oder Olivenöl.
Manchmal reichen aber hormonfreie Mittel nicht aus, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Denn eines können all diese Produkte nicht: den hormonell bedingten Abbau der Vaginalschleimhaut aufhalten oder gar rückgängig machen. Das schaffen nur östrogenhaltige Präparate. Es gibt sie in Form von Vaginalcremes, -zäpfchen, -tabletten oder -ringen – je nach dem, womit du am besten zurechtkommst. In den ersten Wochen müssen die meisten Präparate täglich angewandt werden, später nur noch ein- oder zweimal pro Woche. Die darin eingesetzte Östrogenform Östriol wird nur von der Schleimhaut aufgenommen und geht praktisch nicht in den restlichen Körper über. Deshalb gehen die Ärzte davon aus, dass eine niedrigdosierte lokale Östriolanwendung in der Scheide auch für Frauen nach einer Brustkrebserkrankung kein Risiko darstellt – anders als eine „normale“, auf den ganzen Körper wirkende Hormontherapie. Wie Studien zeigen, lässt sich bei Scheidentrockenheit meist schon mit den am niedrigsten konzentrierten Mittel (mit 0,05 Prozent Östriol) eine zufriedenstellende Wirkung erzielen. Allerdings müssen die meisten Frauen die Therapie dauerhaft weiterführen.
Laser: wirksam, aber teuer
Eine Alternative können vaginale Laserbehandlungen sein. Das ist ein relativ neues Verfahren aus den USA, bei dem mit einem CO2-Laser die obersten Schleimhautschichten zu einer Art „Verjüngungskur“ angeregt werden. In Studien hat sich die Methode bei Scheidentrockenheit als ebenso effektiv wie die regelmäßige Anwendung einer Östrogencreme erwiesen. Für eine anhaltende Wirkung sind in der Regel drei etwa fünfminütige Lasersitzungen im Abstand von je sechs Wochen notwendig, danach eine jährliche Auffrischungsbehandlung. Der Nachteil: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen diese Therapie bislang nicht. Pro Sitzung sind etwa 400 bis 500 Euro fällig.
Kann mir jemand erklären, was der Unterschied zwischen Östriol und Estriol ist?
Meine sog. „Östrogenzäpfchen“ bzw alternativ Tabletten (Name: Oekolp forte Ovula 0,5mg bzw. Oekolp Tabletten 2mg) enthalten Estriol als Wirkstoff…
Vielen Dank für eine Rückmeldung!
Gitta
Liebe Gitta, Östriol und Estriol sind das Gleiche. Das eine ist die deutsche Schreibweise, das andere die englische/ wissenschaftliche. Liebe Grüße, Clara
Liebe Clara,
also die Sache mit dem Gleitgel … Wow, guter Tipp, funktioniert prima, ohne jetzt zu sehr in die Details zu gehen :-))