Was Selbstfürsorge bedeutet

Selbstfürsorge – das ist ein duftendes Schaumbad mit Kerzen drumherum. Oder Beauty-Anwendungen in einem Wellnesshotel. Dachte ich früher.

Und ganz abgesehen davon, dass mir das noch nie viel gegeben hat, war ich überzeugt: Für Selbstfürsorge fehlt mir einfach die Zeit.

Fürsorge, ja, das zählt zu unseren Kernkompetenzen – sich darum kümmern, dass es anderen gutgeht: den Kindern, dem Mann, der Freundin, den Eltern, Schwiegereltern und der Großtante. Die Familie soll mit regelmäßigen gesunden und wohlschmeckenden Mahlzeiten versorgt werden, der Nachwuchs in der Schule gut zurechtkommen, der Haushalt funktionieren, der Chef/ Auftraggeber die bestmögliche Leistung erhalten. Das alles haben wir jahrelang geübt – mit mehr oder weniger großem Erfolg.

Höchste Zeit, sich um sich selbst zu kümmern

Aber Selbstfürsorge? Dass Selbstfürsorge kein überflüssiger Luxus ist, habe ich erst in den letzten Jahren gelernt. Lernen müssen. Wer seine eigenen Bedürfnisse aus dem Blick verliert, kann langfristig auch die anderer Menschen nicht erfüllen. Und man selbst geht auf Dauer vor die Hunde… psychisch und physisch.

In den Wechseljahren – oder anderen Krisenzeiten – merken wir, dass vieles nicht mehr so funktioniert wie früher. Körper, Geist und Seele setzen deutliche Signale: Es ist höchste Zeit, dass wir uns mehr um uns selber kümmern. Und die Fürsorge, die wir anderen zukommen lassen, endlich auch auf uns selbst anzuwenden.

Selbstfürsorge heißt:

  • wahrzunehmen, wie es uns geht und was wir brauchen, damit wir uns gut fühlen – jetzt gerade im Moment und für unser ganzes Leben
  • mit Nachsicht auf unsere Schwächen blicken und dem inneren Kritiker einfach mal einen Maulkorb verpassen
  • unsere Leistungsfähigkeit nicht zu überschätzen: merken, wann wir eine Pause brauchen, und sie uns dann auch genehmigen
  • unsere körperlichen und seelischen Grenzen zu erkennen – und sie zu respektieren 
  • auch von anderen einzufordern, dass sie unsere Grenzen akzeptieren
  • die Bedürfnisse anderer nicht über die eigenen zu stellen
  • Nein sagen zu lernen
  • den Körper mit hochwertiger und gesunder Nahrung zu versorgen statt mit bequemem Junkfood, weil es schneller geht
  • sich auch mal selbst einen Tritt in den Allerwertesten zu geben und sich zum Sport aufzuraffen – weil es uns hinterher besser geht
  • aber auch zu akzeptieren, dass es Tage gibt, an denen es Anstrengung genug ist, auf der Couch zu liegen und aus dem Fenster zu schauen
  • uns in Dankbarkeit zu üben und all die kleinen schönen Dinge des Lebens bewusst wahrzunehmen und zu schätzen
  • für sich selbst so zu sorgen, wie es eine gute Mutter mit ihren Kindern machen würde

Selbstfürsorge ist kein Egoismus

Selbstfürsorge hat ganz viel mit Selbstwahrnehmung, Selbstachtung und Selbstliebe zu tun. Womit das alles überhaupt nichts zu tun hat: mit Egoismus. Denn nur wer sich zuerst um sich selbst kümmert, kann sich auch erfolgreich um andere kümmern. 

Letzten Endes geht es darum, zu erkennen, was man will, und es dann auch zu tun. 

Klingt einfach. Ist es aber nicht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich übe auch noch… jeden Tag. Aber es lohnt sich!

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