Wechseljahre: Gute Ernährung schützt vor Beschwerden

Dass unsere Ernährung großen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat, wissen wir schon länger. Erstmals konnten jetzt aber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass gesundes Essen auch Wechseljahresbeschwerden reduzieren kann. Das ist fast schon eine Sensation: Außer für die Hormontherapie gelang ein solcher Nachweis bislang nur für sehr wenige andere Behandlungsmöglichkeiten.

Eine systematische Auswertung von insgesamt 19 Studien ergab: Frauen, die viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und unverarbeitete Lebensmittel aßen, litten in den Wechseljahren weniger an typischen Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Scheidentrockenheit und psychischen Problemen. Ein höherer Konsum von industriell verarbeiteten Produkten, gesättigten Fettsäuren und Zucker war dagegen mit deutlich stärkeren Beschwerden verbunden.

Lieber gesund essen als Hormone nehmen

Eine gute Nachricht, finde ich. Denn jetzt ist endlich auch wissenschaftlich erwiesen, dass wir Hitzewallungen und Co. in den Wechseljahren nicht hilflos ausgeliefert sind: Was wir essen, haben wir schließlich selbst in der Hand. Und gesundes Essen ist mir allemal lieber als Medikamente.

Auf der anderen Seite bauen diese Ergebnisse auch ein bisschen Druck auf. Dass Burger, Pizza, Süßigkeiten und Kartoffelchips nicht gesund sind – viele Zusatzstoffe, viel ungesättigte Fettsäuren und Zucker –, wussten wir schon vorher. Schmecken tun sie trotzdem. Sich diese Genüsse zu versagen, bedeutet auch einen Verzicht auf Lebensfreude.

Ganz abgesehen davon, dass das sowieso nicht funktioniert. Jeder, der schon einmal eine Diät gemacht hat, weiß: Alles, was verboten ist, löst umso mehr Gelüste und Heißhungerattacken aus. Irgendwann stopft man die Schokolade oder den Schweinebraten dann unkontrolliert in sich hinein. Und quält sich hinterher mit Selbstvorwürfen – nicht nur, weil es mit dem Abnehmen nicht klappt, sondern weil man jetzt auch noch selbst schuld an seinen Hitzewallungen ist.

Kein Verzicht, sondern bewusster Genuss

Aber gesund essen geht auch entspannter. Zum einen bin ich davon überzeugt, dass wir mit intuitiver Ernährung langfristig viel weiter kommen als mit strengen Diätvorschriften. Denn unser Körper weiß in der Regel selbst am besten, was gut für ihn ist – wir müssen „nur“ lernen, wieder auf ihn zu hören. 

Natürlich gibt es Nahrungsmittel, die gesünder sind als andere: Obst und Gemüse, Nüsse und Samen, Hülsenfrüchte, hochwertiges Pflanzenöl – all das versorgt unseren Körper sicher besser mit lebensnotwendigen Vitalstoffen als süße Teilchen vom Bäcker oder fettige Bratwürste. Ebenso klar ist aber auch, dass wir ab und zu Lust auf etwas „Ungesundes“ haben. Meine Erfahrung ist: Wenn ich mir Schokolade und andere Leckereien nicht verbiete, sondern bewusst genieße, habe ich hinterher wieder umso mehr Appetit auf „Gesundes“.

Das Pareto-Prinzip

Und dann gibt es ja auch noch die 80/20-Regel, nach ihrem Entdecker auch Pareto-Prinzip genannt. Sie gilt für viele Dinge im Leben. Auf die Ernährung bezogen bedeutet sie: Es reicht, wenn wir und zu 80 Prozent gesund ernähren. Es gibt also durchaus Platz für genussvolle „Ausrutscher“. 

Das nimmt deutlich Druck heraus, finde ich. Und natürlich können wir darüber hinaus viel tun, um uns ganz entspannt gesünder zu ernähren:

  • immer einen Vorrat an Obst, Gemüse, Nüssen etc. im Haus haben – damit wir nicht zur Schokolade greifen „müssen“, weil sonst nichts da ist
  • Fertiggerichte und industriell verarbeitete Lebensmittel meiden
  • immer wieder neue Nahrungsmittel und Zubereitungsarten ausprobieren – denn woher soll mein Körper wissen, dass er Lust auf Grünkohl hat, wenn er gar nicht weiß, wie das schmeckt?
  • essen, wenn wir Hunger haben – das vermeidet Kaloriendefizite, die zu Heißhungerattacken führen können
  • auf das Sättigungsgefühl achten

Wenn wir im Einklang mit unserem Körper sind, bedeutet gesunde Ernährung weder Einschränkungen noch Genussverzicht. Sondern ein Mehr an Lebensqualität ­– und die Chance, weniger an Hitzewallungen und anderen Wechseljahresbeschwerden zu leiden.

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