Wusstest du, dass eine Schilddrüsenerkrankung ganz ähnliche Symptome verursachen kann wie die Menopause? Hitzewallungen, Antriebsmangel, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und depressive Stimmung – all diese Beschwerden sind für Hashimoto ebenso typisch wie für die Wechseljahre. Deswegen wird die Schilddrüsenentzündung gerade bei Frauen in der Lebensmitte oft übersehen.
Hashimoto ist eine weit verbreitete Autoimmunerkrankung. Eine von fünf Frauen trägt die genetische Veranlagung dafür in sich; bei Männern kommt die Erkrankung viel seltener vor. Krankheitsursache ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems: Der Organismus bildet Antikörper gegen sein eigenes Schilddrüsengewebe. Das führt zu einer chronischen Entzündung und zur Zerstörung der hormonproduzierenden Zellen. Benannt wurde die Hashimoto-Erkrankung nach dem japanischen Chirurgen Dr. Hakaru Hashimoto, der sie im Jahr 1912 erstmals beschrieben hatte.
Hashimoto beginnt oft unbemerkt
Ob und wann die Hashimoto-Schilddrüsenentzündung ausbricht, wird vor allem durch äußere Faktoren beeinflusst: oft durch hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre, aber auch durch Virusinfektionen oder Stress. Generell steigt die Erkrankungshäufigkeit mit dem Alter. In den Wechseljahren auch mal die Schilddrüse zu checken, macht deshalb durchaus Sinn – gerade, wenn Erschöpfung und depressive Stimmung im Vordergrund stehen.
Meist entwickelt sich Hashimoto langsam und schleichend. Zu Beginn kommt es häufig zu einer kurzzeitigen Überfunktion der Schilddrüse. Die kann sich beispielsweise durch Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen bemerkbar machen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich dann allmählich eine Unterfunktion (Hypothyreose). Typische Symptome dafür sind ständige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Leistungsschwäche, Gewichtszunahme, häufiges Frieren und depressive Stimmung. Bei etwa einem Fünftel der Betroffenen kommen noch andere Autoimmunerkrankungen dazu – wie etwa Diabetes, rheumatoide Arthritis oder Magen-Darm-Entzündungen.
Häufige Fehldiagnose: Burnout oder Wechseljahre
Leider wird Hashimoto oft erst sehr spät erkannt. Viele Ärzte interpretieren die Symptome eher als psychische Überlastung, Burnout-Syndrom oder Wechseljahresbeschwerden. Ohne Behandlung schreitet die Zerstörung des Schilddrüsengewebes aber immer weiter voran.
Ob die Schilddrüse richtig arbeitet, kann der Arzt durch eine Hormonbestimmung im Blut feststellen. Wichtig ist vor allem das TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon). TSH wird in der Hirnanhangdrüse gebildet und regt die Produktion von T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) in der Schilddrüse an. Bei einer Unterfunktion steigt der TSH-Wert, um die sinkenden T3- und T4-Spiegel wieder hochzutreiben. Bei einer sogenannten latenten Unterfunktion kann es sein, dass T3 und T4 noch im Normbereich liegen, während TSH bereits erhöht ist.
Die krankheitsverursachenden Autoantikörper gegen das Schilddrüsengewebe lassen sich ebenfalls im Blut nachweisen. Außerdem kann man die typischen Gewebeveränderungen bei Hashimoto durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) darstellen.
Was tun?
In den meisten Fällen verschreibt der Arzt bei Hashimoto zunächst das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4). Manchmal lassen sich die Symptome durch die zusätzliche Gabe von Trijodthyronin (T3) noch besser in den Griff bekommen. Wichtig sind aber immer eine individuell angepasste Dosierung und engmaschige Kontrollen.
Wenn sich der Hormonhaushalt verändert, hat das fast immer auch Auswirkungen auf die Schilddrüse. Deshalb benötigen auch Frauen, die schon länger Schilddrüsenhormone einnehmen, in den Wechseljahren meist eine Dosisanpassung. Oft kann dann die Dosis reduziert werden. Umgekehrt brauchen Frauen, die die Pille einnehmen, häufig mehr Schilddrüsenhormone. Und auch, wer in den Wechseljahren eine Hormonersatztherapie beginnt, muss seine Schilddrüsenhormone genau im Blick behalten.