Die klare Antwort gleich vorweg: Jein. Heißt: Sojaprodukte können bei manchen Frauen offenbar Hitzewallungen, Nachtschweiß und andere Wechseljahresbeschwerden verringern – wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen ist das aber nicht.
Fakt ist: Sojabohnen sind reich an Isoflavonen. Die ähneln in ihrer Struktur dem Östrogen (Estradiol) – also dem weiblichen Sexualhormon, dessen Rückgang in den Wechseljahren für die typischen Beschwerden verantwortlich ist. Die Soja-Isoflavone binden im Körper an die gleichen Rezeptoren wie das Östrogen und haben deshalb prinzipiell denselben Effekt. Daher werden sie auch Phyto-Östrogene genannt. Allerdings ist ihre Wirkung deutlich schwächer als die von Estradiol.
Japanerinnen kennen kaum Hitzewallungen
Tatsächlich sind in Asien, wo die Menschen häufig Sojaprodukte essen, Wechseljahresbeschwerden viel weniger verbreitet als bei uns. Und: Japanerinnen, die sich besonders sojareich ernähren, leiden weniger als halb so oft an Hitzewallungen als ihre Landesgenossinnen, die wenig Soja essen. Das belegt eine große japanische Studie.
Andere Studien, an denen Frauen aus westlichen Ländern teilnahmen, konnten das aber nicht bestätigen. Wenn überhaupt, fand sich nur ein deutlich geringerer Effekt. Eine mögliche Erklärung ist die unterschiedliche Dosis: Japaner verzehren im Schnitt etwa 75 Gramm Sojaprodukte oder 18 Milligramm Soja-Isoflavone pro Tag, Europäer kommen nur auf rund ein Milligramm Soja-Isoflavone. Zudem stehen in Japan traditionell nicht nur viel häufiger Sojabohnen und Sojaquark (Tofu) auf der Speisekarte, sondern darüber hinaus viele fermentierte Sojaprodukte wie Miso und Natto – und das schon von früher Jugend an. Auch das könnte eine Rolle spielen. Bei der Verdauung gibt es ebenfalls Unterschiede. Manche Darmbakterien können Soja-Isoflavon (Daidzein) in Equol umwandeln, dessen östrogenähnliche Wirkung noch stärker ist. Die Fähigkeit dazu ist aber bei Japanern viel weiter verbreitet als bei Europäern. Wahrscheinlich liegt das an einer unterschiedlichen Darmflora.
Tofu besser als Tabletten?
Selbst wenn wir es also schaffen würden, so viel Soja zu essen wie Japanerinnen, ist es deshalb eher zweifelhaft, dass unsere Hitzewallungen dadurch verschwinden. Dafür, dass isolierte Isoflavone in Nahrungsergänzungsmitteln Wechseljahresbeschwerden verringern, gibt es nach Ansicht der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) keine gesicherten Hinweise. Das heißt allerdings nicht, dass sie nicht trotzdem helfen können – nur ist die Studienlage dazu aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend.
Nicht ganz ausgeschlossen werden kann aber auch, dass Soja-Isoflavone aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Östrogen das Brustkrebsrisiko erhöhen. Frauen, die an einem östrogenabhängigen Brust- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder waren, sollten deshalb auf keinen Fall ohne Rücksprache mit ihrem Arzt zu isoflavonhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln greifen.