Wechseljahre: Wo liegt der Sinn?

Wozu braucht man eigentlich Wechseljahre? Ist es nicht schlimm genug, dass die Haut immer faltiger, das Gewebe schlaffer und die Haare grauer werden? Muss uns die Natur dazu in der Lebensmitte wirklich noch mit Hitzewallungen, Schlafproblemen, Stimmungskrisen und Nebel im Hirn quälen?

Die meisten Tiere haben solche Probleme nicht. Bei ihnen hat die Natur keine Menopause vorgesehen: Sie behalten ihre Fortpflanzungsfähigkeit praktisch bis an ihr Lebensende. Zumindest in freier Wildbahn. In Zoos jedoch, wo die Lebenserwartung höher ist, bekommen zum Beispiel ältere Schimpansen-Weibchen meist keinen Nachwuchs mehr. Kommen wir also nur deshalb in die Wechseljahre, weil wir mithilfe der modernen Medizin so lange leben?

Mit dem Alter steigt das Risiko

Biologisch würde das Sinn machen: Mit zunehmendem Alter steigt bei einer Schwangerschaft das Komplikationsrisiko für Mutter und Kind. Im schlimmsten Fall stirbt die Mutter, bevor der gesamte Nachwuchs auf eigenen Füßen stehen kann. Das würde dem Fortpflanzungserfolg schaden, der letztlich den Arterhalt sichern soll. 

Neben dem Menschen gibt es allerdings noch vier Walarten, bei denen die Natur eine Art Menopause vorgesehen hat: Orcas (Schwertwale), Belugas, Narwale und Kurzflossen-Grindwale. Orcas beispielsweise bekommen etwa im Alter von 35 bis 50 Jahren zum letzten Mal ein Baby, haben aber eine Lebenserwartung von etwa 60 bis 80 Jahren. Neuere Studien fanden Hinweise, dass auch bei asiatischen Elefantendamen die Fruchtbarkeitsphase relativ früh im Leben endet. Gemeinsam ist all diesen Tierarten, dass sie in größeren Familienverbänden leben. Die älteren Weibchen tragen zum Arterhalt bei, indem sie sich um den Nachwuchs der Jüngeren kümmern.

Omas kümmern sich um den Nachwuchs

Und genau das ist nach der „Großmutter-Hypothese“ der eigentliche Sinn der Wechseljahre. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Natur sich die Menopause „ausgedacht“ hat, um nicht unnötige Kräfte an die Fortpflanzung zu verschwenden. Die freiwerdenden Ressourcen, so die Vermutung, sollen die Überlebenschancen der Sippe verbessern: Nach dem Ende der fruchtbaren Phase können Frauen ihre Lebenserfahrung weitergeben und die nachfolgende Generation beim Aufziehen der Nachkommen unterstützen. Für die Evolution war das offensichtlich ein Erfolgsmodell.

Und was bedeutet das für uns? Die Vorstellung, dass mein Lebenssinn nach der Menopause ausschließlich in der Betreuung meiner zukünftigen Enkel liegen soll, begeistert mich nicht übermäßig. Aber der dahinterliegende Gedanke gefällt mir: In den Wechseljahren werden Kräfte frei – Kräfte, die wir für unsere Neuorientierung nutzen können. Für die Verwirklichung eines neuen Lebensplans.

Die Kinder werden flügge oder sind schon aus dem Haus, die Partnerschaft muss neu definiert werden. Nach all den Jahren des Kümmerns um andere sind jetzt wir an der Reihe: Was brauchen wir, damit es uns gut geht? Woraus schöpfen wir Kraft? Welche Ziele wollen wir noch erreichen? Welches Leben passt zu uns? 

Zeit für einen neuen Lebensplan

Diese Fragen zu klären, ist nicht einfach. Es erfordert Zeit. Muße. Und Kraft. Vielleicht brauchen wir dafür einfach ein paar Wechsel-Jahre. Vielleicht wollen uns unsere Hitzewallungen und unsere Launenhaftigkeit daran erinnern, dass sich vieles ändert – auf der physischen und auf der psychischen Ebene. Gestehen wir es uns zu, dass Körper, Geist und Seele häufiger als früher eine Pause einfordern. Um mit neuer Power aus dieser Umstellungsphase aufzutauchen.

Viele Frauen fangen in den Wechseljahren an, sich endlich mehr um sich selber zu kümmern. Sie entdecken neue Talente, die früher keinen Platz gehabt hätten, sich zu entwickeln. Es wird aufgeräumt im Leben: Wer oder was nicht (mehr) hineinpasst, darf gehen. Was andere über uns denken, verliert an Bedeutung. Das entspannt das Dasein ungemein. Und ganz nebenbei befreit uns die Menopause von lästigen und allzu oft schmerzhaften Menstruationsblutungen, PMS und Verhütungsstress.

Eigentlich haben wir also allen Grund, uns über die Wechseljahre zu freuen – oder?

3 Gedanken zu „Wechseljahre: Wo liegt der Sinn?“

  1. Hallo, ich bekomme Östrogen und Progesteron in ziemlich hohen Dosen bin aber nicht sehr glücklich damit. Aber Nächte hatte ich keine mehr. Ständig patschnass, wach und den Tag über gerädert. Alle 3- 4 Tage schlafe ich dann mal vor Erschöpfung durch. Dann geht das Spiel wieder von vorne los. Die Schwitzattacken kann ich mit dem Östrogen ganz gut steuern. Die Schlafprobleme sind ein anderes Problem. Ich habe schon alles durch , pflanzlich. Schlaftabletten will ich aber nicht nehmen . Gehe immer zur gleichen Zeit ins Bett, habe Rituale. Einschlafen geht gut. Nach 2-3 Std ist dann Schluss. Mein Frauenarzt hat als Lösung nur die Erhöhung der Dosis. Gibt es noch andere Möglichkeiten. Bin für jeden Tip dankbar.

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  2. Begeistert habe ich heute Ihre Beiträge gelesen. Sehr gut haben mir dabei Ihre Art zu schreiben und Ihre Ehrlichkeit gefallen. Weiter so. Viele Frauen haben in den Wechseljahren Probleme und finden selten kompetente Beratung. Deshalb werde ich Ihre Seite an meine Freundinnen weiterleiten. Vielen Dank und bleiben Sie gesund!
    Mit freundlichen Grüßen
    Beate Menzel

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