Dass die Hormonproduktion in den Eierstöcken schon mit Ende 30, Anfang 40 nicht mehr so zuverlässig funktioniert wie in unseren Zwanzigern, ist normal. Manche Frauen spüren deshalb in diesem Alter schon die ersten Vorboten der Wechseljahre – zum Beispiel erhöhte Reizbarkeit, Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen (mehr Infos findest du im Beitrag „10 Zeichen, dass die Menopause naht“). Die meisten trifft das völlig unvorbereitet. Leider denken in diesem Alter auch die meisten Ärzte noch lange nicht an die Wechseljahre. Ungewöhnlich oder besorgniserregend sind so frühe Beschwerden durch den allmählich Rückgang der Hormone aber nicht.
Anders sieht es aus, wenn tatsächlich schon mit 40 die Periode ausbleibt. Dann spricht man von vorzeitigen Wechseljahren. Auf Medizinerdeutsch heißt das „Klimakterium praecox“ oder „prämature Ovarialinsuffizienz“ (POI). Betroffen ist davon rund ein Prozent aller Frauen. Bei einer von Tausend versagen die Eierstöcke schon vor dem 30. Lebensjahr ihren Dienst.
Ursachen für ein vorzeitige Menopause
Frühzeitig in die Wechseljahre können Frauen zum Beispiel durch eine aggressive Chemotherapie nach einer Krebserkrankung kommen. Die kann die Eierstöcke unter Umständen dauerhaft schädigen. Einen ähnlichen Effekt kann eine Strahlenbehandlung des Unterleibs oder eine Antihormontherapie, zum Beispiel bei Brustkrebs, haben. Auch eine operative Entfernung beider Eierstöcke stoppt logischerweise die dortige Hormonproduktion. Eine solche künstlich ausgelöste Menopause führt meistens dazu, dass die Wechseljahre sehr plötzlich einsetzen und für die Frau besonders belastend sind. Hitzewallungen und andere Beschwerden machen sich durch den abrupten Wegfall der Hormone oft erheblich stärker bemerkbar als bei einem allmählichen Rückgang. Dazu kommt möglicherweise die Trauer, keine Kinder mehr bekommen zu können.
Andere, seltenere Ursachen für vorzeitige Wechseljahre sind beispielsweise Autoimmunerkrankungen, die das hormonproduzierende Gewebe angreifen. Infektionserkrankungen wie Mumps können die Eierstöcke ebenfalls schädigen. Manchmal ist auch ein Chromosomenfehler wie das Turner-Syndrom schuld (da fehlt eines der zwei X-Chromosomen teilweise oder komplett). Das macht sich aber meist schon vor der Pubertät bemerkbar.
Bei sehr vielen Frauen findet der Arzt oder die Ärztin allerdings keine konkrete Ursache für die vorzeitigen Wechseljahre. Als sicher gilt, dass genetische Faktoren zu einer vorzeitigen Menopause beitragen – auch wenn sich kein Defekt der Erbanlagen nachweisen lässt. Dafür spricht unter anderem die Beobachtung, dass oft auch die Mutter oder Großmutter betroffener Frauen schon in jungen Jahren in die Wechseljahre gekommen war.
Bei einer Gebärmutterentfernung, zum Beispiel aufgrund von Myomen, bleiben im Normalfall die Eierstöcke erhalten. Dann kommt es zwar zu keiner Menstruationsblutung mehr, es werden aber weiterhin Hormone produziert. Die typischen Wechseljahresbeschwerden bleiben nach der OP also aus. Im Vergleich zu Frauen mit einer Gebärmutter setzen sie allerdings im Durchschnitt ein bis zwei Jahre früher ein (mehr Infos zum normalen Zeitpunkt der Menopause findest du im Beitrag „Wann ist es (endlich) soweit?“).
Behandlung der vorzeitigen Menopause
Zur Diagnose einer vorzeitigen Menopause kann der Arzt die Hormonspiegel bestimmen. Dafür sollte der FSH-Spiegel zweimal im Abstand von sechs bis acht Wochen gemessen werden. Im Unterschied zu den „normalen“ Wechseljahren, bei denen die Eierstöcke im Durchschnitt mit Anfang 50 den Dienst quittieren, handelt es sich bei der POI um einen behandlungsbedürftigen Zustand: Weil der Körper der betroffenen Frauen dem Östrogenmangel unnatürlich lang ausgesetzt ist, ist das Risiko für Osteoporose und Gefäßerkrankungen (Atherosklerose) erheblich höher. Deshalb empfehlen medizinische Leitlinien mindestens bis zum natürlichen Menopausenalter eine Hormonersatztherapie – auch dann, wenn die Frau keine Hitzewallungen oder andere Wechseljahresbeschwerden hat. Alternativ können jüngere Frauen auch eine kombinierte Pille (mit Östrogenen) einnehmen. Allerdings ist deren positive Wirkung auf die Knochen- und Herzgesundheit schwächer.
Schwieriger ist die Behandlung, wenn die vorzeitigen Wechseljahren Folge einer Brustkrebstherapie sind. Für die meisten Frauen kommen Östrogene dann nicht in Frage, weil sie bei hormonabhängigen Krebsformen ein erneutes Tumorwachstum fördern können. In solchen Fällen kann der Arzt bei starken Wechseljahresbeschwerden Medikamente verschreiben, die sonst bei Depressionen oder Angststörungen eingesetzt werden. In einzelnen Studien haben sich zum Beispiel die Substanzen Gabapentin, Fluoxetin oder Sertralin hilfreich gezeigt; insgesamt ist die Wirksamkeit gegen Hitzewallungen bei Brustkrebspatientinnen aber nicht ausreichend belegt. Als eine gute pflanzliche Alternative bei Wechseljahresbeschwerden nach Brustkrebs hat sich Johanniskraut erwiesen.