„Fliegende Hitzen“ sagt der Volksmund – und genau so fühlt es sich auch an: wie ein Föhnsturm ohne Wind, der sich urplötzlich, meist von der Brust aus, durch den ganzen Körper ausbreitet. Die Haut glüht, der Schweiß bricht aus allen Poren, das Herz kann wild rasen. Manchmal dauern die Hitzewallungen nur ein paar Sekunden oder Minuten, manchmal aber auch eine halbe Stunde. Kaum ist der Spuk vorbei, beginnt man zu frösteln. Und manchmal geht es kurz darauf schon wieder von vorne los.
Zwei von drei Frauen leiden in den Wechseljahren unter Hitzewallungen. Viele vor allem nachts, andere tagsüber – und meistens genau dann, wenn man es am wenigsten brauchen kann. Bei manchen glüht besonders der Kopf, bei anderen die Füße, bei manchen fließt der Schweiß in Strömen, andere strahlen die Hitze eher wie ein glühender Lavastein ab. So typisch die Hitzewallungen für die Wechseljahre auch sind, so unterschiedlich können sie sich anfühlen. Spaßig sind sie selten.
Doch woher kommen die Hitzewallungen überhaupt? Klar ist, dass sie irgendwie mit dem sinkenden Östrogenspiegel zu tun haben. Das ganze, hochkomplexe Zusammenspiel der Hormone ist aber noch lange nicht bis ins Detail erforscht.
Östrogenmangel macht uns stressanfälliger
Was man weiß: Östrogen kann uns davor schützen, dass zu viele Stresshormone ausgeschüttet werden. Der Spiegel von Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin steigt bei Frauen vor den Wechseljahren durch akuten Stress weniger stark an als bei Männern. Nach der Menopause verschwinden diese Unterschiede. Forscher vermuten, dass die Stresshormone die innere Temperatursteuerung durcheinander bringen: Früher reagierte das Wärmezentrum im Gehirn entspannter auf leichte Schwankungen der Körpertemperatur – jetzt empfindet es bereits eine geringfügige Erhöhung als regulationsbedürftig. Dann weiten sich die Gefäße, die Haut wird stärker durchblutet, der Schweiß bricht aus. Durch die Verdunstungskälte sinkt die Körpertemperatur schnell wieder.
Vermutlich spielt das Östrogen bei der Wärmeregulation aber nicht nur eine indirekte, sondern auch eine direkte Rolle. Denn auch während des normalen Menstruationszyklus steigt die Körpertemperatur um etwa ein halbes Grad Celsius, wenn vor dem Eisprung der Östrogenspiegel sinkt.
Der Dank der Engel
Soweit die Wissenschaft. Inspirierender finde ich andere Erklärungen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Frauen in ländlichen Regionen Griechenlands die Hitzewallungen als Dank der Engel für ihre bisherigen Leistungen werten. Aus anthroposophischer Sicht kann man Hitzewallungen auch als ein Zeichen der weiblichen Kraft sehen, die nun nicht mehr durch die Geburt eines Kindes oder durch Monatsblutungen nach außen geleitet wird. Tatsächlich werden in den Wechseljahren ja Ressourcen frei, die der Körper vorher für seine Fortpflanzungsfähigkeit benötigt hat. Vielleicht wollen uns die Hitzewallungen zeigen, dass sich in unserem Leben gerade viel verändert – sowohl auf der körperlicher als auch auf der psychischen Ebene. Und uns daran erinnern, uns in dieser anstrengenden Umbruchsphase nicht zu viel zuzumuten.
Eine solche Einstellung lässt uns die Hitzewallungen vielleicht in einem etwas positiveren Licht sehen. Aber, keine Frage: Lästig sind sie trotzdem. Was also tun?
Was bei Hitzewallungen hilft
Oft hört man den Rat, Kaffee, Alkohol und stark gewürzte Speisen zu meiden. Tatsächlich können diese Dinge Hitzewallungen begünstigen – sie sind für mich aber auch ein wichtiger Genussmoment. Wenn ich auf meinen morgendlichen Cappuccino verzichten müsste, würde mir schon viel abgehen. Aber ich versuche zumindest, meinen nachmittäglichen Kaffeegenuss zu reduzieren. Bei übergewichtigen Frauen und Raucherinnen treten die fliegenden Hitzen übrigens auch häufiger auf. Ein gesunder Lebensstil und ausreichend Bewegung tragen auf jeden Fall viel dazu bei, die Wechseljahre erträglicher zu gestalten.
Seelische Belastungen und Stress fördern Hitzewallungen ebenfalls. Meditation, Yoga oder andere Entspannungsarten können hier viel bewirken. Es gibt zum Beispiel tolle Meditations-Apps fürs Handy, die auch komplette Neueinsteiger virtuell an die Hand nehmen und ihnen den Einstieg in eine tägliche Meditationsroutine erleichtern (z. B. Headspace oder Balloon). Ich zumindest habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Auch pflanzliche Mittel können helfen, die Hitzewallungen zu reduzieren. Am besten durch Studien belegt ist die Wirkung der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Mehr darüber findest du in dem Beitrag „Pflanzenpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden“.
Wenn du sehr stark unter den Hitzewallungen und anderen Wechseljahresbeschwerden leidest, kann dir eine Hormontherapie Erleichterung bringen. Alles, was du darüber wissen musst, kannst du hier lesen: „Hormontherapie: Das sind die Fakten“ und „Was sind bioidentische Hormone?“
Ein super Artikel, Danke dafür. Ich habe diesen auf Facebook geteilt und massig Likes bekommen :).
Traubenkernextrakt ist eine reine Natursubstanz, die phänomenale gesundheitliche Vorteile ermöglicht.
Wohlbefinden kann leicht sein.
Hallo,ich finde Ihre Erklärungen für Frauen im Wechsel sehr aufschlußreich.IUch bin inzwischen 82 Jahre alt.Ich habe bis 2012 Hormone in Form von Tabletten oder Gel genommen.Seit ich damit aufgehört habe,kommen die täglichen und nächtlichen Hitzewallungen wieder.Und zwar ziemlich stark und somit äußerst lästig.
Warum in meinem Alter?Gibt es dafür eine plausible Erklärung ?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
P.s. Ansonsten plagen mich nur kleine Zipperlein
Liebe Heidi, tatsächlich ist das ein ganz bekanntes Phänomen, das viele Frauen nach dem Ende der Hormontherapie erleben. Die Hitzewallungen sind eine Begleiterscheinung der hormonellen Umstrukturierungen in den Wechseljahren. Sobald sich der Körper an das neue Hormongleichgewicht nach der Menopause gewöhnt hat, hören sie in der Regel wieder auf. Durch die Hormontherapie verschiebt man diese Umgewöhnung nur. Wenn man dem Körper die künstlichen Hormone wieder entzieht, fangen die Beschwerden von neuem an.
Dass das äußerst unangenehm ist, kann ich gut nachfühlen. Vielleicht kann Ihnen ein pflanzliches Präparat Linderung verschaffen (zum Beispiel Traubensilberkerze/ Cimicifuga)? Haben Sie Ihren Frauenarzt schon einmal darauf angesprochen?
Ich wünsche Ihnen alles Gute und baldige Besserung!
Herzliche Grüße
Clara
Hallo Clara,
mit Begeisterung lese ich deine wöchentlichen Beiträge. Mittlerweile freue ich mich sogar jeden Freitag auf „ Neues von Wechselleben“!
Fundierte Erklärungen und tolle Anregungen/ Tipps, jedes mal lerne ich was dazu.
Weiter so!
Schon länger überlege ich aber heute wollte ich dir das mal schreiben.
Ein schönes Wochende!
Liebe Grüsse
Liebe Patricia, vielen Dank für deine aufbauenden Worte! Das freut mich wirklich sehr, wenn dir mein Blog gefällt. Ich wünsche dir auch ein entspanntes Wochenende! Liebe Grüße, Clara