Wie lang kam mir damals die Zeit vor, bis die Drei-Monats-Koliken endlich vorbei waren. Bis ich nachts zumindest ab und zu mal wieder durchschlafen konnte. Bis auch das zweite Kind in den Kindergarten kam und ich endlich ein paar Stunden am Tag wieder nicht „nur“ Mutter war.
Heute kommt es mir vor, als wäre das alles erst gestern gewesen. Viel zu schnell, scheint mir, ist die Zeit vergangen, als die Kinder noch klein waren. Und als hätte ich diese Zeit viel zu wenig genossen. Oft genug konnte ich sie auch gar nicht genießen, weil ich mich mit zwei Kindern, Haushalt, einem beruflich stark engagierten Mann und meiner eigenen Arbeit als selbständige Journalistin einfach überfordert gefühlt habe.
Was kommt nach der Familienphase?
Heute sind die Kinder groß. Sie wohnen nicht mehr bei mir, sie leben ihr eigenes Leben. Ich bin unglaublich stolz auf sie. Aber manchmal wünsche mir doch die Zeit zurück, als ich in ihrem Leben noch eine wichtige Rolle gespielt habe. Ich habe mich nie nur über meine Mutterrolle definiert – und trotzdem war es über 20 Jahre meine wichtigste Aufgabe, meine Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten. Mit allem, was dazu gehört: Windeln wechseln, Kindergeburtstage ausrichten, Vokabeln abfragen, Fahrdienst spielen. Und vieles, vieles mehr, was mich damals oft gestresst hat und mich heute mit Wehmut erfüllt. Ich wurde gebraucht.
Heute kann ich kochen, wann und worauf ich Lust habe. Socken und Pullis verteilen sich nicht mehr über die ganze Wohnung, an der Eingangstür stolpert man nicht mehr über 20 Paar Schuhe. Wenn etwas herumliegt, sind es meine eigenen Sachen; wenn ich aufräume, herrscht nicht schon Minuten später schon wieder Chaos. Ich muss nur noch meinen eigenen Dreck wegputzen.
Jetzt kümmere ich mich um mich
Und doch gehen mir das Gebrauchtwerden, das Bemuttern und die Nähe zu meinen Kindern ab. Meine neue Rolle zu definieren, ist gar nicht so einfach. Ist es Zufall, dass diese Umbruchsphase im Leben vieler Frauen mit den Wechseljahren zusammenfällt?
Ich glaube nicht. Die Wechseljahre markieren ja auch in ihrer biologischen Bedeutung das Ende der Fruchtbarkeit und des Nestbaus. Nach all den Jahren des Kümmerns um andere sind wir jetzt selber an der Reihe: Was brauchen wir, damit es uns gut geht? Woraus schöpfen wir Kraft? Welche Ziele wollen wir jetzt erreichen? Welches Leben passt zu uns? Darauf die richtigen Antworten zu finden, ist nicht einfach – und es kann durch aus ein paar Wechsel-Jahre Zeit benötigen.
Liebe Clara, ein sehr inspirierender Text! Das gibt mir so viel Kraft und Mut. Auch ich denke abends gern an die Zeit zurück und bin dann doch wehmütig. Was damals Nerven gekostet hat, vermisst man jetzt. Danke, dass du deine Gedanken zu den Wechseljahren mit uns teilst! Pass auf dich auf!
Liebe Sarah, wenn wir mit Wehmut zurückblicken, heißt das ja auch, dass wir schöne Erinnerungen in uns bewahren. Die kann uns keiner nehmen.
Vielen lieben Dank für deine motivierenden Worte! Lass es dir gutgehen!
Liebe Grüße, Clara