Manche Menschen schwören auf Fitness-Armbänder oder Smart Watches, die einen zu mehr Bewegung motivieren sollen. Gerade in Corona-Zeiten, wenn Sportvereine, Schwimmbäder und Fitnessstudios zu haben, ist die Gefahr sonst ja auch groß, dass man zum Couch-Potato mutiert. Ich persönlich lasse mir allerdings ungern von einem kleinen Plastikteil sagen, dass ich noch 5000 Schritte gehen muss, um mein heutiges Aktivitäts-Soll zu erfüllen.
Brauche ich auch nicht. Ich habe Winnie. Winnie ist wie ich: nicht mehr ganz jung, aber noch lange nicht alt. Und sie teilt meine Begeisterung für lange Spaziergänge. Bei mir tritt diese Leidenschaft allerdings angesichts von Bergen unerledigter Arbeit, unwirtlichem Wetter oder meinem gemütlichen Sofa gelegentlich in den Hintergrund. Bei Winnie nicht. Unerbittlich treibt mich meine Hundedame vor die Tür – nicht nur an warmen Sommertagen.
Mit allen Sinnen genießen
Wofür ich ihr – nicht immer, aber doch meistens – ausgesprochen dankbar bin. Auch wenn es morgens im November schon ganz schön kalt ist. Denn ein flotter Spaziergang durch den Wald und über nebelverhangene Felder bringt nicht nur meinen Kreislauf in Schwung. Manchmal hilft er mir, in Ruhe über anstehende Aufgaben oder neue Projekte nachzudenken. Viel erholsamer ist die Gassirunde aber, wenn ich den Kopf ausschalte und mich mit allen Sinnen auf meine Umwelt einlasse. Das Rascheln der Blätter, ab und zu das Zwitschern eines Vogels, ansonsten: Stille. Der typische, leicht modrige Herbstgeruch. Leuchtendrote Hagebutten, schwarz-glänzende Schlehen, von Raureif überzogene Spinnweben zwischen den Ästen. Und dazwischen ein schwarz-weißes Fellknäuel, das durchs Laub tobt und mich daran erinnert, wie schön das Leben doch ist. Das macht den Kopf frei und lässt die Seele aufatmen. Meditation in Bewegung – der Stress ist vergessen.
Mein vierbeiniger Fitnesstracker protokolliert zwar nicht, wie viele Schritte ich heute genau gegangen bin und wie viele Kalorien ich dabei verbraucht habe. Wenn es zu wenig war, erinnert er mich aber nachdrücklich daran. Anders als eine App kann ich ihn auch nicht überlisten, indem ich „30 Minuten Yoga“ eingebe und es mir auf der Couch gemütlich mache. Dafür ist mein Hund bei Dauerregen gerne bereit, das Aktivitätsprogramm vorübergehend zu reduzieren. Und wenn ich zwischendurch bei der Arbeit eine kleine Aufmunterung gebrauchen kann, stellt sich Winnie immer gerne als Kuschelobjekt und Seelentröster zur Verfügung. Das schafft die smarte Armbanduhr nicht.