Lasst uns darüber reden!

Die Wechseljahre sind ja eine sehr individuelle Sache: Jede Frau geht anders damit um. Offen darüber zu reden, ist aber für viele immer noch ein Tabu. Dabei wäre der Austausch so hilfreich: Welche Beschwerden findest du besonders lästig? Was machst du dagegen? Zu merken, dass man nicht alleine ist, sich verstanden fühlen und sich gegenseitig zu unterstützen – das tut so gut! 

Deshalb lasse ich heute mal ein paar meiner Freundinnen und Bekannten zu Wort kommen. Und natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn du uns in den Kommentaren auch an deinen Erfahrungen teilhaben lässt!

„Wie eine dampfende Kapuze“

Patricia (56): „Am schlimmsten finde ich die Hitzewallungen. Die habe ich jetzt seit vielleicht fünf oder sechs Jahren, inzwischen Gott sei Dank lange nicht mehr so häufig wie früher. Das fühlt sich an, als würde mir jemand von hinten eine heiße, dampfende Kapuze über den Kopf ziehen. Dann rinnt mir ganz schnell der Schweiß zwischen den Schulterblättern herunter. Zum Glück schwitze ich im Gesicht nicht so stark, deshalb sieht man mir es von außen nicht so sehr an. Ich arbeite als Arzthelferin in einer Praxis. Wenn ich da kurz das Fenster aufreiße, weil mir so heiß ist, sagt mein Chef immer leicht spöttisch „Ah, ist es wieder soweit!“. Aber eigentlich reagiert er sehr verständnisvoll.

Nachts ist es bei mir nicht so schlimm. Mir wird zwar oft heiß, aber dann strecke ich die Füße unter der Decke raus und suche mir für meinen Kopf ein kühles Stück Kissen. Dann schlafe ich sofort weiter. Medikamente habe ich bisher keine genommen.“

Kleidung nach dem Zwiebel-Prinzip

Bettina (54): „Klar habe ich auch Hitzewallungen. Aber ich komme damit ganz gut zurecht. Ich setze beim Anziehen auf das Zwiebel-Prinzip. So kann ich immer schnell ein oder zwei Schichten aus- und wieder anziehen. Dicke Wollpullis trage ich schon lange nicht mehr. Ich habe beruflich viel mit Männern zu tun. Da sage ich ganz offen, was Sache ist, wenn mich mal wieder die Hitze überkommt. Manche gucken dann etwas peinlich berührt, aber das ist ihr Problem. Die meisten reagieren ganz entspannt. Für mich ist es eine Erleichterung, wenn ich nicht so tun muss, als wäre nichts.

Meine Mutter hat zehn Jahre lang Hormone wegen ihrer Wechseljahresbeschwerden genommen und dann mit Anfang 60 Brustkrebs bekommen. Deshalb musste sie die Hormone von einem Tag auf den anderen absetzen. Die Hitzewallungen haben sie dann wie der Schlag getroffen – zusätzlich zu der belastenden Krebstherapie. Für mich war deshalb von Anfang an klar, dass ich keine Hormone nehmen will. Ich achte auf gesunde Ernährung und treibe viel Sport – das hilft mir durch diese Zeit.“

Hormone im Nachttisch

Monika (53): „Es sind nicht nur die Hitzewallungen. Die habe ich auch. Aber fast noch schlimmer finde ich, dass mir oft alle Knochen weh tun und meine Gelenke manchmal steif sind, vor allem die Finger. Ich bin extrem schnell gestresst und gereizt, einfach mit den Nerven am Ende. Dann fühle ich mich oft so endlos müde und erschöpft, fast schon depressiv. Dazu kommt, dass ich so vergesslich geworden bin und Konzentrationsprobleme habe. Das schafft natürlich im Berufsleben Probleme, aber auch privat. Neben der Arbeit muss ich noch meine pflegebedürftige Mutter versorgen, das bringt mich oft an den Rand meiner Kräfte. Immer wieder habe ich auch so komische Anfälle von Herzrasen, die kommen ganz plötzlich aus heiterem Himmel.

Als ich meinem Frauenarzt von meinen Beschwerden erzählt habe, hat er mir Hormonpflaster verschrieben. Aber bis jetzt liegen sie noch in meiner Nachttischschublade. Ich mag sie nicht nehmen, weil ich Angst vor Brustkrebs habe. Zwei Kusinen von mir hatten Brustkrebs, ich habe also wohl schon ein gewisses Risiko. Außerdem steht im Beipackzettel, dass das Mittel Bluthochdruck verursachen kann und dagegen nehme ich ohnehin schon seit Jahren Medikamente. Da habe ich mich von meinem Arzt ganz schlecht beraten gefühlt. Er ist auf meine Bedenken auch gar nicht eingegangen und hat getan, als wäre das das Wundermittel schlechthin.“  

„Mein Hitzewallungen sind wie weggeblasen“

Anita (53): „Also ich nehme seit einem halben Jahr Hormone und bin echt glücklich damit. Endlich schlafe ich wieder gut und die Hitzewallungen sind wie weggeblasen. Praktisch von einem Tag auf den anderen. Ich bin auch wieder viel entspannter und besser gelaunt. Ich habe ein Östrogen-Gel, da kann ich die Dosis auch selbständig ein bisschen anpassen. Außerdem nehme ich jeden Tag eine Progesteron-Tablette. Mir war wichtig, dass es bioidentische Hormone sind, keine künstlichen. Wie lange ich die noch nehme, weiß ich nicht. Eigentlich möchte ich schon irgendwann wieder damit aufhören, aber momentan habe ich einfach zu viel Angst, dass mich dann die Hitzewallungen wieder fertigmachen. Mein Gynäkologe sagt, ich soll sie jetzt erstmal zwei Jahre nehmen, dann schauen wir, ob ich sie noch brauche.“

Ein tiefes Loch

Susanne (58): „Körperlich hatte ich eigentlich fast keine Beschwerden in den Wechseljahren. Aber psychisch hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich konnte nichts mehr machen, war einfach nur erschöpft. Schlafen hat nichts geholfen. Das war wie ein tiefes Loch, in das ich gefallen bin, nachdem die Kinder ausgezogen waren. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut, endlich beruflich durchstarten zu können! Ich habe mir dann Hilfe bei einer Psychologin gesucht. Mit ihr zusammen habe ich versucht, mein Leben neu zu ordnen und meine ureigenen Wünsche und Ziele zu definieren. Ich habe einen neuen Job gefunden, der mich weniger stresst. Ich habe gelernt, nicht immer Vollgas zu geben und mehr auf meine Bedürfnisse zu achten. Schlussendlich habe ich mich dann auch noch von meinem Mann getrennt. Das war eine längst überfällige Entscheidung. Heute geht es mir besser als jemals zuvor. Ich führe endlich ein selbstbestimmtes Leben und bin von niemandem mehr abhängig.“

7 Gedanken zu „Lasst uns darüber reden!“

  1. Hallo zusammen,
    ich schreibe euch weil ich langsam verzweifle. Ich bin erst 40 Jahre alt und ich habe seit der Geburt meiner zweiten Tochter massive hormonelle Probleme und niemand glaubt oder hilft mir… ich habe eigentlich keinen Tag mehr an dem es mir wirklich gut geht. Angefangen hat das Ganze mit Atembeschwerden um den Eisprung herum, dazu kamen im Laufe der Zeit jede Menge anderer Symptome wie z.B. Bläschen im Mund, Migräne, Mittelschmerzen, Gelenkschmerzen, Angstzustände, depressive Phasen, Rückenschmerzen, Albträume, Übelkeit und vieles mehr. Ich war beim Hausarzt, Lungenfacharzt, Kardiologe, Gynäkologe und Endokrinologe. Zwei davon meinten meine Beschwerden kämen wohl von meinem Gewicht (165 cm, 66 kg). Der Gynäkologe meinte ich hätte zwei Möglichkeiten, Mönchspfeffer oder damit leben… ich habe panische Angst davor, dass wenn ich wirklich in den Wechsel komme alles noch schlimmer wird. Vielleicht hat hier jemand einen Rat für mich

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    • Liebe Judith, das klingt wahnsinnig belastend. Ich möchte dich gerne ermutigen, nicht aufzugeben und weiter nach einem guten, verständnisvollen Arzt zu suchen, der deine Beschwerden ernst nimmt. Gut, dass du schwerwiegende Probleme mit der Lunge oder dem Herzen schon ausschließen konntest. Einige deiner Symptome könnten möglicherweise auf einen Progesteronmangel zurückgehen. Da würde dir z. B. ein Facharzt/ eine Fachärztin mit dem Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie weiterhelfen. Auch die Einnahme von Mönchspfeffer kann dann ausgleichend wirken. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass es dir bald besser geht!
      Liebe Grüße, Clara

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  2. Ich bin schon paar Jahre in den Wechseljahren und habe jetzt Dauerschüttelfrost, dauerhafte Angstzustände und die schlimmsten Depressionen bekommen. Kann das Haus nicht mehr verlassen und konnte meine Beziehung nicht mehr führen..Ständige Übelkeit und erbrechen wie in der Schwangerschaft…Hat jedembd Erfahrung mit Hormonpflaster..Ich komme um so etwas nicht mehr drum rum..

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    • Liebe Angelika, ich habe zwar selbst keine Erfahrung damit, würde dir aber raten, sie auszuprobieren, wenn du so sehr unter deinen Beschwerden leidest. Natürlich nur, wenn bei dir medizinisch nichts dagegen spricht. Und es sollte unbedingt abgeklärt sein, dass deine Beschwerden keine andere Ursache haben. Wenn du mit dem Hormonpflaster dann nicht zurechtkommst, kannst du auch ein Hormonspray oder -gel probieren. Ich wünsche dir alles Gute und dass es dir bald besser geht!
      Liebe Grüße, Clara
      P.S. Schreib doch deine Beschwerden auch mal ins Forum, vielleicht geht es anderen ähnlich!

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  3. Die Hitzewallungen ignoriere ich ehrlich gesagt… Klar merke ich wie die Hitze Quecksilber-Thermometer artig in mir hoch steigt, mein Kopfkissen nass geschwitzt ist und ich fünf bis sieben Nachthemden pro Woche in der Wäsche habe 😀 Aber damit kann man leben, solange man weiß das es aufhört (irgendwann).
    Das einzige was mich fast auf den Tag genau drauf hinweist, das meine Rest-Menstruation mal wieder ungeplant auftaucht:
    Meine Haut wird fettig und unrein, schlimmer als in der Pubertät! Und die Hormone beschließen auch meinen Verdauungstrakt zu infiltrieren. Beinahe exakt vier Tage bevor mein Unterleib beschließt sich von seinen normalen Ausmaßen auf geschätzte 3cm im Durchmesser , zusammen zu krampfen und mich dann gefühlt verbluten zu lasse (Drama-Alarm). Da es sich echt anfühlt als würde Wasser statt Blut fließen…
    Ach ja: Schön Euch gefunden zu haben !

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  4. Wow. Starke Frauen! Ich finde es bewundernswert, wie offen ihr damit umgeht. Ich würde mich das nicht trauen. Für mich ist es leider seit unzähligen Monaten mehr ein stilles Ertragen… Ihr seid Vorbilder. Vielleicht sollte ich meine Einstellung ändern.

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    • Liebe Gerda, leider sind die Wechseljahre immer noch für viele Frauen ein Tabuthema. Aber ich finde, es hilft, wenn man zumindest im Kreis von Freundinnen offen darüber reden kann. Geteiltes Leid ist halbes Leid! LG Clara

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