Viele Frauen stehen einer Hormontherapie in den Wechseljahren skeptisch gegenüber. Nicht ganz zu unrecht: Von außen zugeführte Hormone können zwar Hitzewallungen und andere lästige Symptome lindern. Frei von Nebenwirkungen sind sie aber nicht – und sie erhöhen nachweislich das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Bioidentische Hormone werden oft als verträglichere und „natürlichere“ Alternative angepriesen.
Als bioidentisch oder naturidentisch werden Hormonpräparate bezeichnet, die die gleiche Molekülstruktur haben wie die im menschlichen Körper produzierten Hormone. Im Falle einer Hormontherapie gegen Wechseljahresbeschwerden sind das 17-beta-Estradiol, auch einfach Östradiol genannt, und Progesteron. Die gibt es vor allem für die transdermale Anwendung, also als Pflaster, Gel oder Spray. Die meisten Hormontabletten enthalten dagegen synthetische Hormone. Die ähneln den körpereigenen zwar, sind aber eben nicht identisch.
Pflanzlicher Ursprung
Hergestellt werden die bioidentischen Hormone Östradiol und Progesteron aus pflanzlichen Grundstoffen – auch das trägt zu ihrem guten Ruf bei. Als wichtigster Ausgangsstoff für die pharmakologische Herstellung dient die Substanz Diosgenin, die sich in größeren Mengen in der Yamswurzel findet. Auch Stigmasterin aus der Sojabohne wird eingesetzt.
Bioidentische Hormone können jedoch im Prinzip die gleichen Nebenwirkungen haben wie synthetische. Dazu gehören zum Beispiel Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) und Stimmungsschwankungen. Denn: Sowohl die erwünschten als auch unerwünschten Effekte der Hormontherapie beruhen auf der Bindung an dieselben Hormonrezeptoren im Körper. Dass bioidentische Hormone nebenwirkungsärmer sind, dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Auch das Brustkrebsrisiko steigern sie nach allem, was bislang bekannt ist, in etwa dem gleichen Maß wie die klassische Hormonersatztherapie. Allerdings kamen in den meisten großen Studien vor allem ältere, synthetische Präparate zum Einsatz; bioidentische Hormone standen damals noch kaum zur Verfügung. Insofern bleibt zu hoffen, dass künftige Studien differenziertere Ergebnisse bringen.
Vorteil: Hormone gehen durch die Haut
Ein Unterschied steht aber fest: Die Wirkstoffaufnahme über die Haut ist nachweislich der nebenwirkungsärmere Weg. Denn diese Form der Hormontherapie belastet den Stoffwechsel, insbesondere die Leber, deutlich weniger als die Einnahme von Tabletten. Das Risiko für Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle ist dadurch erheblich niedriger. Zudem sind in der Regel viel geringere Hormonmengen notwendig. Und weil bioidentische Hormone meist als Pflaster oder Gel eingesetzt werden, sind sie dann eben doch von Vorteil.