Dass eine sojareiche Ernährung vor Wechseljahresbeschwerden schützen soll, hast du bestimmt schon einmal gehört. Aber Leinsamen?
Ähnlich wie Soja enthält auch Leinsamen sogenannte Phytoöstrogene. Das sind pflanzliche Substanzen, die im Körper ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wirken. Im Falle von Leinsamen sind das die Lignane. Die Lignane stellen in unserer westlichen Ernährung die wichtigste Gruppe der Pflanzenhormone dar, und Leinsamen haben von allen Nahrungsmitteln den höchsten Gehalt an Lignanen.
Leinsaat fördert die Hormonbalance
Lignane besetzen den gleichen Hormonrezeptor wie Östrogen. Deshalb bewirken sie im Prinzip dieselben körperlichen Reaktionen – allerdings in weitaus schwächerem Maß. Aus diesem Grund können sie den weiblichen Hormonhaushalt in beide Richtungen beeinflussen: Ist zu viel Östrogen vorhanden, schwächen sie die überschießende Wirkung, bei einem Mangel wirken sie unterstützend. Anders als synthetische oder bioidentische Hormonprodukte erhöhen Lignane nach allem, was man weiß, auch nicht die Gefahr von Brustkrebs. Studien deuten sogar darauf hin, dass sie das Krebsrisiko nach den Wechseljahren vermindern und die Sterblichkeit im Falle einer Erkrankung senken.
Wie für die meisten Nahrungsmittel oder Pflanzenwirkstoffe existieren auch für Leinsamen bisher keine wissenschaftlichen Studien, die eine eindeutige Wirkung bei Hitzewallungen und andere Wechseljahresbeschwerden belegen. Viele Frauen schwören aber darauf. Auch ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Meine nächtlichen Hitzewallungen sind deutlich erträglicher, seitdem ich regelmäßig Leinsamen esse.
Im Vergleich zu Sojaprodukten lassen sich Leinsamen auch viel leichter in unsere westliche Ernährung integrieren: einfach ein bis zwei Esslöffel in den morgendlichen Haferbrei, ins Joghurt, als Topping auf den Salat oder mit Frischkäse aufs Brot. Im nächsten Beitrag verrate ich dir außerdem ein leckeres Rezept für ein selbstgemischtes Müsli/ Granola mit Leinsamen – getreidefrei und super gesund.
Ich mag den leicht nussigen Geschmack von Leinsamen. Was ich persönlich außerdem sehr schätze: Dank seiner Quellfähigkeit hält Leinsamen lange satt. Das vermeidet das vormittägliche Hungerloch, in das ich sonst oft stürze. Und meine Verdauung läuft wie geschmiert. Probier es doch einfach mal aus – und berichte gern in den Kommentaren von deinen Erfahrungen!
Leinsamen schützt die Blutgefäße und fördert die Verdauung
Gesund ist Leinsaat in jedem Fall. Nicht umsonst gehört Lein oder Flachs zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und wird angeblich schon seit 5000 Jahren vor Christus angebaut. Neben den hormonwirksamen Lignanen enthalten Leinsamen große Mengen an gefäßschützenden Omega-3-Fettsäuren, viele Schleimstoffe und einen hohen Anteil an verdauungsfördernden Ballaststoffen. Sie gelten deshalb auch als heimisches Superfood. Bewährt haben sie sich als wirksames Hausmittel bei Verstopfung, Magenschleimhautentzündung, Reizdarm-Syndrom, Husten sowie Haut- und Schleimhautentzündungen. Ein Großteil dieser medizinischen Wirkungen ist auch wissenschaftlich erwiesen. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Leinsaat die Blutfettwerte und den Blutdruck positiv beeinflusst. Das ist in und nach den Wechseljahren besonders wichtig, wenn der herzschützende Effekt des Östrogens wegfällt.
Geschrotet, als ganzes Korn oder als Leinöl?
Leinsaat in geschroteter Form kann der Körper leichter verwerten als das ganze Korn. Allerdings ist geschroteter Leinsamen nicht lange haltbar. Ich zerkleinere die Körner immer kurz vor dem Essen in der Küchenmaschine oder mit dem Mahlaufsatz für den Pürierstab. Im Mörser geht es auch. In einem dicht schließenden Gefäß im Kühlschrank kannst du die geschroteten Samen etwa zwei Wochen aufbewahren. Leinöl enthält übrigens zwar viel Omega-3-Fettsäuren, aber kaum noch Lignane. Die gehen bei der Ölherstellung weitgehend verloren.
Je nach Sorte können Leinsamen eine gewisse Menge an Blausäure-Vorstufen enthalten. Gesundheitsgefährdend ist das aber nicht. Denn die Magensäure verhindert, dass nennenswerte Mengen Blausäure im Körper entstehen. Erhitzen macht die potenziell schädlichen Substanzen ohnehin größtenteils unschädlich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält die Blausäure-Aufnahme durch Leinsamen in „gängigen Verzehrmengen“ deshalb für unbedenklich.
Wenn du Medikamente einnimmst, solltest du das allerdings in einem zeitlichen Abstand von mindestens einer halben Stunde tun, da Leinsamen deren Aufnahme über den Darm behindern kann. Und: Weil die kleinen Körner im Verdauungstrakt stark aufquellen, ist es wichtig, immer genug dazu zu trinken.
Hier geht’s zum Rezept: Getreidefreies Granola mit Leinsamen