Wie Progesteron unsere Stimmung beeinflusst

In den Wechseljahren ist Progesteron meistens dasjenige Hormon, das sich als erstes verabschiedet. Für viele Wechseljahresbeschwerden ist nämlich gar nicht in erster Linie der sinkende Östrogenspiegel, sondern vielmehr der Mangel an Progesteron verantwortlich – vor allem für psychische Symptome. Doch was bewirkt Progesteron überhaupt im Körper?

Progesteron wird in der fruchtbaren Phase immer in der zweiten Zyklushälfte gebildet – und zwar vom Gelbkörper, der am Eierstock aus der leeren Hülle nach dem Eisprung entsteht. Daher auch der deutsche Name Gelbkörperhormon. Die Hauptfunktion von Progesteron ist es, die Gebärmutterschleimhaut auf die Ankunft einer befruchteten Eizelle vorzubereiten. Bleibt die aus, beginnt der Gelbkörper zu schrumpfen und der Progesteronspiegel sinkt. Das regt die Freisetzung von Entzündungsstoffen an, die bewirken, dass die Gebärmutterschleimhaut wieder abgestoßen wird: Die Menstruationsblutung beginnt.

Nistet sich dagegen ein Embryo in der Gebärmutterhöhle ein, übernimmt nach vier bis fünf Wochen die Plazenta (der Mutterkuchen) die Produktion des Gelbkörperhormons. Progesteron sorgt dann für den Erhalt der Schwangerschaft, indem es Gebärmutterkontraktionen unterdrückt, den Muttermund geschlossen hält und Entzündungsreaktionen hemmt. All das trägt dazu bei, eine Frühgeburt zu verhindern. 

Progesteron, das Chill-Hormon

Progesteron und einige seiner Stoffwechselprodukte beeinflussen aber auch direkt unser Nervensystem. Während Östrogen eher aktivierend wirkt, dämpft sein Gegenspieler Progesteron die Erregung: Es hemmt Angst- und Stressreaktionen, fördert die Entspannung und schenkt uns erholsamen Schlaf. Selbst das Verlangen nach einer Zigarette kann Progesteron dämpfen. Progesteron ist also unser Chill-Hormon. Auch das dient übrigens dem Erhalt einer Schwangerschaft: Es bremst übermäßige Aktivität der werdenden Mutter und senkt so das Frühgeburtsrisiko. 

In Studien wurde außerdem gezeigt, dass Progesteron vor dem Verlust von Nervenzellen schützt und die Gehirnalterung bremst. Darüber hinaus fördert Progesteron den Aufbau von Knochensubstanz, entwässert den Körper und festigt das Bindegewebe. Synthetische Gestagene in einer Hormonersatztherapie wirken im Prinzip ähnlich. Der positive Effekt auf die Psyche fehlt jedoch oft, weil die chemisch erzeugten Verwandten des Progesterons anders verstoffwechselt werden. Bioidentische Hormone schneiden hier besser ab.

Normalerweise etwa ab dem 40. Lebensjahr – manchmal aber auch schon früher – fängt der Körper an, weniger Progesteron zu produzieren. Stress kann den Progesteronmangel zusätzlich fördern. Die Folge: Wir reagieren oft genervt, sind weniger belastbar und schlafen schlechter. Auch Beschwerden des prämenstruellen Syndroms (PMS) können sich verstärken. Bei vielen Frauen sind das die ersten Anzeichen der hormonellen Umstellung – oft schon etliche Jahre, bevor die Monatsblutung unregelmäßig wird und schließlich ausbleibt.

2 Gedanken zu „Wie Progesteron unsere Stimmung beeinflusst“

  1. Hallo Clara,
    eben bin ich auf deinen Blog gestoßen und habe zwei Themen angeschaut. Ich bin sehr früh in die Wechseljahre gekommen, bereits mit 40 hatte ich zum letzten Mal meine Tage. Neben vieler weiterer Stressfaktoren hat mich diese Tatsache in eine Trauer manövriert, die mich gar nicht loslassen will. Deine Zeilen helfen zu verstehen. Mit der Situation umzugehen ist sehr schwer für mich. Mein positives Selbstbild hat sich aufgelöst und ich suche mein früheres Lebensgefühl, das von Dynamik und Fröhlichkeit geprägt war.

    So viele Punkte, die im Blog angesprochen werden, betreffen mich. Danke für die Zeilen 🙋🏼‍♀️

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    • Liebe Isabella, vielen Dank, dass du das mit uns teilst. Nicht immer schafft man es, aus einer solchen Trauer oder Depression selbst wieder hinauszufinden. Gerade, wenn die Wechseljahre so früh begonnen haben. Ich möchte dich gerne ermutigen, dir auch ärztliche Unterstützung zu suchen, um deine Fröhlichkeit bald wiederzufinden.
      Alles Gute!
      Ganz liebe Grüße
      Clara

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