Älterwerden macht ja eigentlich Freude: Wir leben noch und das ist Grund genug zum Feiern. Was uns manchmal den Spaß verdirbt, sind die einen oder anderen Zipperlein, die das Alter mit sich bringt.
Aber warum altert unser Körper? Warum werden wir in der zweiten Lebenshälfte für manche Krankheiten anfälliger? Die Wissenschaft hat inzwischen eine ganze Reihe von biologischen Mechanismen gefunden, die für den körperlichen Abbau verantwortlich sind. Ein ganz wichtiger – den wir zum Glück gut durch unsere Lebensweise beeinflussen können – ist das sogenannte Inflammaging. Diese englische Wortschöpfung setzt sich zusammen aus „inflammation“ für Entzündung und „aging“ für altern.
Alternde Abwehrzellen setzen Entzündungsstoffe frei
Die Ursache für das Inflammaging oder Entzündungsaltern ist ein Ungleichgewicht des Immunsystems: Mit den Jahren sinkt die Schlagkraft der spezifischen Abwehr – also die Fähigkeit, Krankheitserreger zielgerichtet und effektiv zu bekämpfen. Deshalb werden ältere Menschen bei einer Infektion oft schwerer krank und auch Impfungen wirken nicht so gut wie in jüngeren Jahren. Im Gegenzug gewinnen andere, weniger spezifische Komponenten des Immunsystems an Macht. So setzen alternde Immunzellen mehr entzündungsfördernde Botenstoffe frei. Je älter wir werden, desto höher ist der Spiegel dieser Entzündungsmarker im Blut. Die Folge sind chronische Entzündungsprozesse im Körper. Getriggert werden sie durch oxidativen Stress. Der entsteht durch eine Überproduktion von freien Radikalen, die die Zellen schädigen. Die Entzündungsreaktionen laufen so unterschwellig ab, dass wir in der Regel nichts davon bemerken. Auf Dauer können sie aber die Blutgefäße und Organe irreparabel schädigen.
Inflammaging macht krank
Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Inflammaging bei der Entstehung zahlreicher Alterserkrankungen eine wichtige Rolle spielt – etwa bei Atherosklerose („Arterienverkalkung“), Bluthochdruck, Osteoporose, Rheuma, Typ-2-Diabetes, Krebserkrankungen und Alzheimer. Als Beschleunigungsfaktoren für das Entzündungsaltern gelten: Rauchen, ungesunde Ernährung, anhaltender Stress, Depressionen und niedrige Sexualhormonspiegel. Studien belegen beispielsweise, dass bei Frauen in den Wechseljahren die Entzündungsmarker im Blut nach oben gehen. Bei Männern scheint ein sinkender Testosteronspiegel das Gleiche zu bewirken. Zigarettenrauchen fördert die Entstehung von freien Radikalen und verstärkt dadurch das Entzündungsaltern.
Antioxidantien bremsen Entzündungsprozesse
Die gute Nachricht: Durch unsere Ernährung und unseren Umgang mit Stress können wir dem Inflammaging und seinen gesundheitsschädigenden Folgen wirksam entgegenwirken. Wichtig ist zum einen eine gute Versorgung mit Antioxidantien. Das sind Nahrungsbestandteile, die freie Radikale in den Zellen unschädlich machen und dadurch oxidativen Stress reduzieren können. Eine antioxidative Wirkung besitzen viele Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, beispielsweise:
- Vitamin C – etwa in schwarzen Johannisbeeren, Sanddorn, Grünkohl, roter Paprika
- Vitamin E – vor allem in Nüssen und Pflanzenölen
- Selen – hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln, aber auch in Para- und Kokosnüssen
- Zink – besonders in Fleisch, Käse, Krustentieren
- Polyphenole – in Heidelbeeren, Weintrauben, grünem Tee, Kakao- und Kaffeebohnen
- Phytoöstrogene – in Sojabohnen und Leinsamen
- Carotinoide – gelbe oder rote Pflanzenfarbstoffe zum Beispiel in Karotten, Tomaten, Paprika
- Omega-3-Fettsäuren – in Fisch, Leinöl, Nüssen
- Curcumin – Pflanzenfarbstoff in Kurkuma (Gelbwurz)
Mit einer möglichst abwechslungsreichen, im wörtlichen Sinn bunten Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Nüssen, Samen und pflanzlichen Ölen trägst du also viel dazu bei, das Inflammaging einzubremsen.
Stress fördert Inflammaging
Die zweite tragende Säule im Kampf gegen das Entzündungsaltern ist das Stressmanagement. Denn: Anhaltende psychische Belastungen führen dazu, dass das Hormonsystem auf Dauer weniger entzündungshemmende Botenstoffe ausschüttet. Alles, was Stress reduziert, trägt deshalb dazu bei, das Inflammaging zu bremsen. Das können zum Beispiel Entspannungsmaßnahmen wie Yoga, Meditation, Tai-Chi oder Achtsamkeitsübungen sein. Wichtig ist aber auch, die individuellen Stressfaktoren zu erkennen und so weit als möglich auszuschalten (lies dazu auch: Warum Stress jetzt besonders schädlich ist). In den Wechseljahren gewinnt das immer mehr an Bedeutung: Indem wir Stress bewusst aus unserem Leben verbannen und ein bisschen mehr Gelassenheit einziehen lassen, verlangsamen wir unseren Alterungsprozess. Das verbessert unsere Gesundheit – und erlaubt es uns, das Älterwerden zu genießen.
Sehr verständlich und damit nachvollziehbar formuliert.
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