Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, innere Unruhe – die Wechseljahre können Körper und Seele ganz schön belasten. Bei starken Beschwerden kann der Arzt oder die Ärztin eine Hormontherapie verschreiben. Doch die hat Nebenwirkungen, zum Beispiel ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Bioidentische Hormone, die heute meistens verwendet werden, sind zwar deutlich besser verträglich als die Hormonpillen früherer Jahre. Frei von Risiken sind sie aber dennoch nicht. Und nach dem Ende der Therapie kommen die Beschwerden bei vielen Patientinnen zurück.
Viele Frauen wünschen sich deshalb eine sanfte Alternative, die ihnen die Hormonumstellung etwas erleichtern kann. Tatsächlich kennt die Naturheilkunde zahlreiche bewährte pflanzliche Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden. Anders als von außen zugeführte Hormone sollen sie keinen vermeintlichen Mangel ausgleichen. Sie können vielmehr den Körper dabei unterstützen, die negativen Auswirkungen des vorübergehenden Hormonchaos zu mildern und ein neues hormonelles Gleichgewicht zu finden.
Hilfe bei Hitzewallungen & Co.
Obwohl die Pflanzenheilkunde in Europa, aber vor allem auch in Asien auf jahrhundertelange Erfahrung zurückblickt, gibt es bislang nur wenige wissenschaftliche Studien über Heilkräuter gegen Wechseljahresbeschwerden. Denn anders als mit pharmazeutischen Medikamenten lässt sich damit nicht viel Geld verdienen. Eine Rolle spielt aber sicher auch, dass Wechseljahresbeschwerden etwas sehr Individuelles und nur schwer messbar sind. Bei der einen Frau wirkt vielleicht die eine Heilpflanze besser, die andere empfindet eine andere als wohltuender. Deshalb hilft eigentlich nur eines: Ausprobieren. Je nachdem, ob Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit im Vordergrund stehen, können in den Wechseljahren unterschiedliche Kräuter Linderung verschaffen.
Alle pflanzlichen Mittel haben aber eines gemeinsam: Sie wirken meist nicht von heute auf morgen. Mindestens vier Wochen solltest du bei der Stange bleiben. Erst dann macht es Sinn, etwas anderes zu versuchen.
Das sind die wichtigsten Heilpflanzen bei Wechseljahresbeschwerden:
1) Traubensilberkerze
Die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) ist die Heilpflanze mit der am besten untersuchten Wirkung gegen Hitzewallungen. Sie ist in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln gegen Wechseljahresbeschwerden enthalten. In einer kleineren Studie zeigte sich die Einnahme eines Cimicifuga-Präparats sogar als ebenso wirksam wie eine Hormontherapie. Auch bei Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Scheidentrockenheit kann die Traubensilberkerze helfen; das ist wissenschaftlich aber nicht eindeutig belegt. Immerhin ist die Datenlage aber so gut, dass Cimicifuga-Präparate zur Behandlung von Hitzewallungen und Nachtschweiß Eingang in die medizinischen Leitlinien gefunden haben.
2) Mönchspfeffer
Mönchspfeffer (Agnus castus) kann vor allem in der Anfangsphase der Wechseljahre hilfreich sein. Symptome wie eine unregelmäßige, manchmal sehr starke Periode, PMS, Reizbarkeit, Antriebslosigkeit oder depressive Verstimmungen sind häufig die Folge eines sinkenden Progesteronspiegels. Mönchspfeffer kann die Gelbkörperfunktion verbessern und so dem hormonellen Ungleichgewicht entgegenwirken.
3) Rotklee
Rotklee (Trifolium pratense) enthält Isoflavone, die zu den Phytoöstrogenen gehören. Das sind Pflanzenwirkstoffe, die im Körper ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon wirken. Sie können deshalb vermutlich bis zu einem gewissen Maß die nachlassende Östrogenproduktion in den Wechseljahren ausgleichen. Dass Rotklee-Extrakte bei vielen Frauen Hitzewallungen lindern, ist auch wissenschaftlich belegt. Bei Scheidentrockenheit scheint die Einnahme von Rotklee-Präparaten ebenfalls zu helfen. Eine ähnliche Wirkung wie Rotklee besitzen Soja-Isoflavone oder Sibirischer (Rhapontik-) Rhabarber.
4) Salbei
Salbei (Salvia officinalis) kann eine übermäßige Schweißproduktion hemmen. Vermutlich wirken seine ätherischen Öle einerseits direkt auf die Schweißdrüsen und andererseits auch auf die Wärmesteuerung im Gehirn. Beliebt ist vor allem die Anwendung als (abgekühlter) Tee.
5) Johanniskraut
Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt. Hier ist die Wirksamkeit von hochdosierten Extrakten wissenschaftlich gut untersucht. In den Wechseljahren kann Johanniskraut vor allem bei Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Gereiztheit und Schlafstörungen helfen. Es gibt auch Kombipräparate mit Traubensilberkerze oder Baldrian. Achtung: Johanniskraut kann die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Deshalb bei der Einnahme auf ausreichenden Sonnenschutz achten. Außerdem kann Johanniskraut die Wirksamkeit mancher anderer Arzneimittel verringern, zum Beispiel von Blutgerinnungshemmern.
6) Baldrian
Baldrian (Valeriana officinalis) kann bei Schlafstörungen und nervöser Unruhe helfen. Seine Wirksamkeit ist wissenschaftlich gut belegt. Die Tagesdosis sollte den Studien zufolge aber mindestens 400 bis 600 Milligramm des Wurzelextrakts betragen. Bei einer deutlich niedrigeren Dosierung kann es zu einem paradoxen Effekt kommen: Dann steigt die Unruhe und man kann erst recht nicht schlafen. In vielen Präparaten wird Baldrian mit anderen beruhigenden Arzneipflanzen kombiniert, vor allem mit Hopfen.
7) Lavendel
Lavendel (Lavandula angustifolia) wirkt schlafanstoßend, angstlösend, beruhigend und stimmungsaufhellend. Das ätherische Öl gibt es in Form von Kapseln zum Einnehmen. Lavendelöl entfaltet seine entspannende Wirkung aber auch beim Einreiben über die Haut und beim Einatmen des Geruchs.
Ich habe jahrelang verschiedene Kräuter genommen, die auch halfen. Aber jetzt mit 52 helfen sie gar nicht mehr. Ich vermute, dass der Wechsel so weit fortgeschritten ist, dass pflanzliche Mittel nichts mehr ausrichten können. Kommt dieser Punkt irgendwann?
Seit 2018 merke ich den Wechsel sehr. Extreme zyklusschwankungen, übermäßige Blutungen (vor 3 Wochen war der größte Tampon nach 15 Minuten durch, das ging 2 stunden so), diese Blutung hat 3 Wochen gedauert, dann war eine Woche Pause und die nächste Periode setzte ein. Alle 3 Wochen muss ich mich damit quälen. Mir geht es mit jeder Periode schlechter: bin kraftlos, vor allem in den Beinen (als würden die nicht zu mir gehören), mir ist schwindelig, ich fühle mich krank und kann kaum etwas machen.
Meine Frauenärztin sagte nur „Jetzt gibt der Körper noch mal alles.“ Danke für die umfassende Beratung. Wäre mir gar nicht aufgefallen…
Ist es so schlimm, bevor es endlich aufhört? Ich will nur noch, dass endlich Schluss ist mit dem Mist.
Liebe Helga, ich fühle mit dir. Bitte aß dich nicht mit Sprüchen á la „da kann man nichts machen“ abspeisen! Durch die starken Blutungen kann sich leicht ein Eisenmangel entwickeln, der die Kraftlosigkeit verursachen kann. Bitte lass das abklären! Man kann die Blutungen auch hormonell beeinflussen. Wechsele den Arzt, wenn du dich nicht ernst genommen und ordentlich beraten fühlst. Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße, Clara
Hallo Frau Köller,
ich hoffe es geht Ihnen inzwischen besser, habe jetzt erst Ihren Artikel gelesen. Mir hat und hilft immer noch die Yamswurzel als Kapsel, nehme die schon seit 3 Jahren. Das ist meine Pflanze. Mit allen Anderen kam ich überhaupt nicht zurecht. Für jeden gibt es Hilfe aus der Natur. Pflanzen können viel bewirken aber sie müssen genau zu einem passen sonst verschlimmern sich die Probleme. Außerdem kann eine andere Phase der Wechseljahre wieder eine andere Pflanze erforderlich machen. Hormone habe ich immer abgelehnt. Mein Körper auch.
Hast Du vielleicht noch einen Tipp gegen diese anhaltende Schlaflosigkeit?..
Liebe Petra, klar! 😉 Hier z. B.:
Die besten Tipps gegen Schlafprobleme
Mit Pflanzenkraft zu erholsamen Nächten
Wechseljahre: Schlaflos durch die Nacht
Ich hoffe, es ist etwas dabei, das dir hilft (den einen ultimativen Tipp gibt’s leider nicht😢). Alles Gute!
Liebe Grüße, Clara
Liebe Clara , super Dein Blog.Du machst einem immer Mut..ich bin eigentlich zufrieden mit mir, aber mein Freund scheint manche Melassen irgendwie komisch zu finden .Mein FA will auch nur Hormone geben, aber es geht doch auch anders LG
Hallo Clara,
Kannst du ein Präparat empfehlen?
Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine, empfehlen ist ganz schwierig ;-(. Zum einen hängt es sehr stark davon ab, welche Beschwerden bei dir im Vordergrund stehen. Und zum anderen wirkt bei der einen Frau das eine Mittel besser und bei der anderen ein anderes. Generell ist bei einem Arzneimittel aus der Apotheke der Wirkstoffgehalt und die Qualität besser gewährleistet als bei einem Nahrungsergänzungsmittel aus der Drogerie. Ich selber habe mit Cimicifuga meine Hitzewallungen ganz gut in den Griff bekommen. Aber wie gesagt, das ist individuell sehr unterschiedlich.
Liebe Grüße
Clara
Es hat mir sehr gefallen und mich auch beruhigt. Habe schon mal etwas über die Wechseljahre nach gelesen aber dieser Beitrag macht richtig Sinn. L. G. Dorothea
Das freut mich sehr, liebe Dorothea!
Liebe Grüße
Clara
Vielen lieben Dank für den tollen Block
Kann ich die aufgeführten Heilpflanzen alle zu gleichen Teilen zu einem Tee verarbeiten?
Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar
Liebe Edith, das freut mich, wenn dir mein Blog gefällt! Natürlich kannst du dir aus diesen Kräutern einen Tee mischen. Aber die Konzentration der meisten Wirkstoffe ist darin zu gering, als dass man eine große Wirkung erwarten könnte. Da ist ein fertiges Arzneimittel mit einem definierten Wirkstoffgehalt sinnvoller. Außer bei Salbei: Der hilft gut als Tee, kalt oder warm.
Liebe Grüße
Clara